Einkommenssteuerbescheid: Aufbau und Prüfung
Der Einkommensteuerbescheid spielt eine zentrale Rolle im Steuerrecht und betrifft jeden, der in Deutschland eine Steuererklärung abgeben muss. Machst du deine Steuererklärung als Azubi, solltest du diesen Bescheid richtig verstehen und prüfen können. Fehler oder ungenutzte Möglichkeiten können nämlich zu hohen Steuerzahlungen führen. In diesem Artikel erfährst du alles, was du über den Einkommensteuerbescheid wissen musst – vom Aufbau bis hin zu möglichen Einsprüchen.
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Was ist ein Einkommensteuerbescheid?
Ein Einkommensteuerbescheid ist das Dokument, das du vom Finanzamt erhältst, nachdem du deine Steuererklärung eingereicht hast. Es informiert dich darüber, ob du Steuern nachzahlen musst oder eine Rückerstattung erhältst. Der Bescheid basiert auf den Daten, die du in deiner Steuererklärung angegeben hast, sowie auf den Berechnungen des Finanzamts. Die festgesetzte Steuer wird darin detailliert aufgeführt und du erfährst, wie hoch deine Steuerlast letztlich ausfällt.
Wie lange dauert es, bis ich den Steuerbescheid erhalte?
Die Dauer bis zum Erhalt des Steuerbescheids kann variieren. In der Regel dauert es etwa sechs bis zwölf Wochen, nachdem du deine Steuererklärung beim zuständigen Finanzamt eingereicht hast. Die Wartezeit hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie der Auslastung des Finanzamts oder der Komplexität deiner Steuererklärung. Wenn du außergewöhnliche Belastungen, wie hohe medizinische Kosten, geltend machst, kann die Bearbeitung länger dauern. Um den Bescheid schneller zu erhalten, empfiehlt sich die digitale Zustellung. Diese verkürzt die Bearbeitungszeit oft deutlich.
Der Einkommensteuerbescheid besteht aus mehreren Abschnitten, die dir genau zeigen, wie das Finanzamt zu seinem Ergebnis kommt. Ein typischer Bescheid enthält folgende Elemente:
- Persönliche Daten: Hier findest du deine persönlichen Informationen wie Name, Anschrift und Steuer-Identifikationsnummer.
- Festsetzung der Einkommensteuer: Dieser Abschnitt zeigt dir den Gesamtbetrag der Einkünfte und die daraus resultierende Steuerlast.
- Festgesetzte Steuer: Hier wird der Betrag angegeben, den du entweder nachzahlen musst oder den du zurückerstattet bekommst.
- Berechnungsgrundlagen: In diesem Abschnitt sind alle relevanten Berechnungen aufgelistet, z. B. welche Freibeträge berücksichtigt wurden und wie sich der Gesamtbetrag der Einkünfte zusammensetzt.
- Rechtsbehelfsbelehrung: Diese Information ist wichtig, falls du Einspruch einlegen möchtest. Es wird erklärt, wie du vorgehen musst und welche Fristen du beachten solltest.
Es ist wichtig, den Einkommensteuerbescheid sorgfältig zu prüfen, um sicherzustellen, dass alle Angaben korrekt sind. Achte besonders auf folgende Punkte:
- Persönliche Daten: Überprüfe, ob alle Angaben wie Name und Anschrift korrekt sind.
- Berücksichtigte Kosten: Stelle sicher, dass alle geltend gemachten Ausgaben, wie Werbungskosten und außergewöhnliche Belastungen, richtig erfasst wurden.
- Festsetzung der Steuer: Kontrolliere, ob die festgesetzte Steuer korrekt berechnet wurde. Vergleiche die Angaben mit deiner Steuererklärung.
- Vorläufigkeit: Manchmal ist der Bescheid vorläufig. Das bedeutet, dass bestimmte Punkte noch nicht endgültig geklärt sind. Im Bescheid wird dies unter Verweis auf § 165 Abs. 1 Satz 1 AO (Abgabenordnung) gekennzeichnet.
Solltest du einen Fehler im Bescheid entdecken oder mit der Berechnung nicht einverstanden sein, hast du das Recht, Einspruch einzulegen. Ein Einspruch gegen den Steuerbescheid muss innerhalb eines Monats nach Zugang beim zuständigen Finanzamt eingehen. In deinem Einspruch solltest du genau darlegen, welche Punkte du anfechtest und warum.
Wichtige Hinweise zum Einspruch
- Frist: Der Einspruch muss innerhalb der Monatsfrist eingereicht werden.
- Form: Der Einspruch kann schriftlich oder elektronisch erfolgen. Eine digitale Einreichung über das Elster-Portal des Finanzamts ist oft schneller.
- Aussetzung der Vollziehung: Wenn du Einspruch einlegst, kannst du gleichzeitig eine Aussetzung der Vollziehung beantragen. Das bedeutet, dass du die strittige Steuerzahlung nicht leisten musst, bis über den Einspruch entschieden wurde.
Das Einkommensteuergesetz (EStG) legt fest, welche Einkünfte steuerpflichtig sind und welche nicht. Einige Einkünfte sind komplett steuerfrei und müssen in der Steuererklärung nicht angegeben werden:
Stipendien: Stipendien, die zur Förderung der Ausbildung oder der Forschung gewährt werden, sind meist steuerfrei.
- Minijobs: Einkünfte aus geringfügiger Beschäftigung (Minijobs) bis 520 Euro pro Monat sind steuerfrei, wenn der Arbeitgeber die Pauschalsteuer abführt.
- Bestimmte Sozialleistungen: Leistungen wie das Kindergeld, Arbeitslosengeld oder Elterngeld sind steuerfrei, unterliegen aber dem Progressionsvorbehalt. Das bedeutet, dass sie zwar selbst nicht besteuert werden, aber dein Steuersatz für andere Einkünfte erhöhen können.
Es ist ratsam, sich im Vorfeld genau über die steuerliche Behandlung der eigenen Einkünfte zu informieren, um keine bösen Überraschungen im Steuerbescheid zu erleben.
Was tun bei einem vorläufigen Steuerbescheid?
Ein vorläufiger Einkommensteuerbescheid wird häufig erlassen, wenn das Finanzamt bestimmte steuerliche Fragen noch nicht abschließend klären kann. Dieser Bescheid ist nicht endgültig und kann später geändert werden. Gründe für einen vorläufigen Bescheid können zum Beispiel anhängige Verfahren vor dem Bundesfinanzhof (BFH) oder Unsicherheiten bei der steuerlichen Bewertung neuer Gesetze sein.
Schritte bei einem vorläufigen Bescheid:
- Prüfen: Auch bei einem vorläufigen Bescheid solltest du alle Angaben genau prüfen. Oft sind nur bestimmte Punkte vorläufig, der Rest des Bescheids ist verbindlich.
- Beachten: Der Bescheid enthält in der Regel den Hinweis, welche Teile vorläufig sind und warum. Dies wird oft mit dem Verweis auf § 165 Abs. 1 Satz 1 AO angegeben.
- Rechtskräftigkeit: Ein vorläufiger Bescheid ist zwar nicht endgültig, du kannst aber trotzdem Einspruch einlegen, wenn du mit bestimmten Punkten nicht einverstanden bist.
Sollte der Bescheid endgültig werden, bekommst du darüber eine gesonderte Mitteilung. Spätestens dann solltest du prüfen, ob der Bescheid korrekt ist oder ob du noch Einspruch einlegen möchtest.
Ein Einkommensteuerbescheid ist ein wichtiges Dokument, das du genau prüfen solltest. Fehler können dich Geld kosten, während ein erfolgreicher Einspruch oft zu einer Steuerersparnis führt.
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Bildnachweis: „Junger Mann prüft Einkommenssteuerbescheid am Laptop“ ©Monkey Business - stock.adobe.com