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Der Arbeitsmarkt ist seit Jahren im Wandel. Flexible Arbeitszeiten, Homeoffice, Coworking Spaces und Work Life Balance – das sind nur ein paar Maßnahmen im Kontext von New Work. Woher New Work kommt, was es New Work ist und welche Rolle es in Unternehmen und auf dem Arbeitsmarkt in Zukunft spielt, das erfährst du in diesem Artikel.
New Work Definition
Was ist New Work?
New Work bezeichnet einen Wandel in unserer Arbeitswelt hin zu flexiblen, mitarbeiterorientierten Bedingungen in Unternehmen. Dazu gehören zum Beispiel flexible Arbeitszeiten, Remote Work, Homeoffice, die 4-Tage-Woche, Freelancing oder das Arbeiten in Coworking Spaces.
Aber gehen wir noch mal einen Schritt zurück. Woher kommt New Work eigentlich? Den Begriff „New Work“ hat der Sozialphilosoph Frithjof Bergmann in den 1980er Jahren geprägt. Bergmann setzte sich für die Entwicklung weg von der unterdrückenden Lohnarbeit im Sozialismus, hin zu einer selbstbestimmten und erfüllenden Arbeitsform, in der jeder Arbeitnehmer seine Berufung sieht, ein. Arbeit sollte nicht mehr nur Mittel zum Zweck sein, sondern die Bedürfnisse und Freiheiten des Mitarbeiter in den Mittelpunkt stellen. Nach Bergmann sollen also nicht wir der Arbeit dienen, sondern die Arbeit uns.
Seit dieser Grundidee von New Work in den 80er-Jahren bis heute ist viel passiert – Globalisierung, Digitalisierung und der demografische Wandel haben die Arbeitswelt grundlegend verändert. Bedingt durch die Corona-Pandemie hat es gerade in den letzten Jahren einen regelrechten Schub in Sachen Digitalisierung gegeben, der dem Prinzip von New Work zugute kommt. Hinzu kommt, dass die Bedürfnisse und Erwartungen der Millennials und der Gen Z an die Arbeitwelt ganz andere sind als die der vorherigen Generationen. In Zeiten des Fachkräftemangels müssen sich Arbeitgeber an die sogenannte Arbeitswelt 4.0 anpassen, um Talente für ihr Unternehmen zu gewinnen.
Welche Maßnahmen der New Work es gibt und was das für dich und deine Karriere bedeutet, erklären wir dir also in diesem Artikel.
Welche Arbeitsformen gibt es?
Schon vor der Digitalisierung gab es verschiedene Arbeitsformen wie beispielsweise Zeitarbeit, befristete Anstellung, Heimarbeit und Freelance-Arbeit – aber auch ein Nebenjob, Minijob oder Praktikum zählen genau genommen als Arbeitsformen. Doch mit dem Wandel auf dem Arbeitsmarkt durch Digitalisierung, Globalisierung und nicht zuletzt auch demografischen Wandel, sind heutzutage noch ganz andere Maßnahmen notwendig, um selbstbestimmtes und flexibles Arbeiten zu ermöglichen. New Work Maßnahmen greifen auf ganz unterschiedlichen Ebenen – von unternehmensinternen Strukturen und Projektmanagement über Arbeitszeit und -ort bis hin zu den beruflichen Beziehungen und Netzwerken. Zu den New Work Maßnahmen gehören beispielsweise:
- Agiles Arbeiten
- Work Life Balance
- Homeoffice
- Remote Work
- Coworking Spaces
- 4-Tage-Woche
- Crowdworking
- Knowledge Working
- Führung 4.0
Im Folgenden gehen wir auf diese Arbeitsformen und New Work Maßnahmen noch einmal genauer ein.
New Work Maßnahmen
In der Vergangenheit waren fast alle Unternehmen streng hierarchisch aufgestellt. Dabei war ganz klar, wer welche Entscheidungen trifft. Das schaffte zwar klare Zuständigkeiten, war aber oft mit langwierigen Entscheidungsprozessen verbunden. Für die heutige Arbeitswelt, in der schnell auf Veränderungen reagiert werden muss und viele Entscheidungen getroffen werden, sind solche Hierarchieebenen definitiv hinderlich. Agiles Arbeiten ist ein Lösungsansatz im Sinne von New Work. Agile Arbeit hat vor allem zwei Ziele:
- Kurze Entscheidungswege: Kurzfristig auf Veränderungen zu reagieren und Entscheidungen schnell zu treffen, ist das Ziel von agiler Arbeit. Dazu braucht es ein effizientes Change Management und Flexibilität in den Unternehmensstrukturen.
- Flache Hierarchien: Viele Hierarchieebenen in Unternehmen ziehen lange Genehmigungsprozesse für Entscheidungen mit sich. Das widerspricht agilem Arbeiten und dem Kern von New Work. Stattdessen sollen möglichst viele Mitarbeiter Entscheidungsfreiheit in ihrem Bereich haben und ihre Aufgaben selbstständig managen.
Um Projekte effizient zu organisieren, setzen moderne Unternehmen auf agile Methoden wie Scrum oder Kanban. Auch Design Thinking und holokratische Organisationsstrukturen gehören zum Ansatz der agilen Arbeit.
Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Arbeit und Freizeit ist mittlerweile eines der wichtigsten Entscheidungskriterien bei der Jobsuche und eine der bekanntesten New Work Prinzipen. Immer mehr Unternehmen setzen deshalb auf flexible Arbeitszeiten, damit sich Arbeitnehmer den Arbeitsalltag optimal gestalten können und Stress verringern. Bei Modellen wie Gleitzeit und Kernzeit wird meist ein Zeitraum zwischen 3 und 5 Stunden als feste Arbeitszeit vorgeschrieben, der Rest wird flexibel eingeteilt. Damit kannst du dir deinen Arbeitsstart und Feierabend frei einteilen – musst aber natürlich trotzdem deine vertraglich festgeschriebenen Stunden arbeiten bzw. Aufgaben erfüllen.
Eng verbunden mit der flexiblen Zeiteinteilung sind auch die flexiblen Arbeitsorte. Kannst du als Arbeitnehmer nicht nur frei wählen, wann, sondern auch wo du arbeitest, ist eine hervorragende Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben möglich. Und genau das ist ja die Grundidee von New Work.
Während der Coronapandemie waren viele Arbeitgeber gezwungen, ihre Mitarbeiter von zuhause aus arbeiten zu lassen und werden das auch in Zukunft beibehalten. Das ist ein wichtiger Schritt in Richtung New Work. Das setzt voraus, dass alle notwendigen Geräte mobil sind sowie Programme und Inhalte digital verfügbar sind. Das Ziel ist, dass alle Arbeitsabläufe reibungslos weiterlaufen, auch wenn Arbeitnehmer mal nicht im Büro sind. Virtuelle Meetings gehören hier genauso zum Standard wie das Chatten mit Kollegen über Tools wie Teams oder Slack.
Ein großer Vorteil beim Homeoffice ist sicher das bessere Zeitmanagement. Denn wenn dein Weg zur Arbeit wegfällt, kannst du täglich sehr viel Zeit einsparen.
Dein Arbeitgeber erlaubt dir, von zuhause aus zu arbeiten, aber du kommst damit noch nicht so gut klar? Keine Sorge, hier haben wir was für dich:
Tipps fürs Homeoffice
- Schaff dir die technischen Voraussetzungen. Hast du gutes Internet zuhause und alle Geräte und Arbeitsmittel, die du benötigst? Bitte ansonsten den IT-Support in deinem Unternehmen um Hilfe.
- Richte dir einen festen Arbeitsplatz ein und vermeide die Arbeit vom Sofa oder aus dem Bett.
- Strukturiere deinen Tag mit einer To-Do-Liste und plane Zeit für regelmäßige Pausen zwischen deinen Aufgaben ein. Setz dir Tagesziele oder überlege dir im Voraus, wann du Feierabend machen kannst und willst.
- Schaffe dir Rituale zu Arbeitsbeginn und Feierabend und kleide dich ggf. wie im Büro, um zwischen Arbeit und Freizeit zu unterscheiden.
- Informiere andere über deine Anwesenheit, z. B. mit Kalendereinträgen oder per Begrüßung und Verabschiedung im Team-Chat.
- Achte auf deine Pausen und anstatt durchzuarbeiten, bloß um zeitiger Feierabend zu haben.
- Hast du Konzentrationsprobleme, dann versuche alles aus deinem Sichtfeld zu verbannen, was dich ablenken könnte. Leg dein Handy beiseite oder schalte es in den Flugmodus und vermeide soziale Medien während der Arbeitszeit.
- Vermische nicht Job und Privatleben. Erledige keine Hausarbeiten während der Arbeitszeit und beantworte abends vom Sofa aus keine beruflichen Mails.
- Bleib im Austausch mit deinem Team. Tauscht euch über den Chat aus und informiert euch gegenseitig in kurzen Warm-ups darüber, welche Aufgaben für euch heute anstehen.
Im Gegensatz zur Heimarbeit hast du beim Konzept Remote Work keinen festen Arbeitsort – theoretisch kannst du also von überall auf der Welt arbeiten. Dabei arbeitest du in den meisten Fällen sogar komplett ortsunabhängig, also gar nicht mehr im Büro. Das bringt den Vorteil, dass ein Unternehmen Mitarbeiter überall auf der Welt einstellen und so komplett international aufgestellt sein kann. Dieses Maß an Multinationalität bringt nicht nur fürs Unternehmen sondern auch für dich viele Vorteile mit sich. Diverse Teams bringen unterschiedliche Sichtweisen und Ansätze mit, dadurch wirst du kreativere Ansätze und unterschiedliche Problemlösestrategien entwickeln – ganz im Sinne von New Work. In den meisten Fällen arbeiten internationale und diverse Teams sogar effektiver und zufriedener zusammen.
Auch die Arbeit im Büro verändert sich im Kontext von New Work. Statt auf Büroräume setzen immer mehr Unternehmen auf Coworking Spaces, also Gemeinschaftsräumen, für ihre Mitarbeiter. Dort kommen oft Mitarbeiter unterschiedlicher Teams, teilweise sogar unterschiedlicher Unternehmen zusammen. Besonders bei Start-ups und kleinen Unternehmen ist dieses Konzept der geteilten Büroräume beliebt. Meist haben die Mitarbeiter in Coworking Spaces auch keine festen Arbeitsplätze, sondern arbeiten an Shared Desks oder Flex Desks.
Um in einem Coworking Space effizient arbeiten zu können, solltest du gut mit Hintergrundgeräuschen klarkommen können. Aber keine Sorge: In der Regel herrscht auch in einem Coworking Space eine angenehme Arbeitsatmosphäre, da alle aufeinander Rücksicht nehmen. Der große Vorteil dabei ist, dass du dich mit den anderen Menschen an deinem Arbeitsplatz austauschen und vernetzen kannst – und so ganz neue Einblicke und Inspirationen bekommst.
Einen Tag weniger zu arbeiten klingt gut, oder? Aber Achtung: Deine Arbeit musst du trotzdem schaffen und die Wochenarbeitszeit verkürzt sich dabei nicht automatisch auf 32 Stunden. Teilweise leistest du bei einer 4-Tage-Woche auch bis zu 36 Stunden, also 9 Stunden am Tag. Trotz allem hast du mit einer 4-Tage-Woche weniger Arbeitszeit als in einer 5-Tage-Woche und so automatisch mehr Freizeit. Außerdem stellte sich in Unternehmen, die diese New Work Maßnahme bereits umsetzen, heraus, dass die Angestellten in einer 4-Tage-Woche viel motivierter und produktiver arbeiten als davor.
In Deutschland hat sich das Konzept trotzdem noch nicht durchgesetzt, in Belgien wiederum ist die 4-Tage-Woche sogar schon gesetzlich verankert.
Crowdworker bieten ihre Arbeit ausschließlich digital an und können so orts- und oft auch zeitunabhängig auf der ganzen Welt arbeiten. Crowdworking bietet sich für Projekte an, in denen zeitintensive Aufgaben komplett ohne unternehmensinternes oder produktbasiertes Wissen ausgeführt werden können. Dazu gehören zum Beispiel grafische Aufgaben, das Testen von Apps oder die Kategorisierung von Daten. Crowdworker werden oft auch als digitale Nomaden bezeichnet.
In der heutigen Arbeitswelt muss man schnell auf Veränderungen reagieren können. Deshalb kann man es sich eben nicht mehr erlauben, sich auf dem erlernten Wissen aus der Ausbildung oder dem Dualen Studium auszuruhen.
Im Kontext von New Work ist lebenslanges Lernen essenziell und Lernbereitschaft eine Schlüsselkompetenz auf dem Arbeitsmarkt. Vor allem in den Branchen, die stark von der Digitalisierung abhängen, solltest du dich stets weiterbilden und dir neue Skills aneignen wollen. Das Ganze tust du im besten Fall aber nicht nur für deinen Arbeitgeber oder deine Chancen auf dem Arbeitsmarkt, sondern bringst eine eigene Motivation zur Weiterentwicklung mit.
New Work verlangt auch nach einem neuen Führungsstil. New Leadership und Führung 4.0 stehen für die Entwicklung der Führungskraft – weg von der autoritären Kontroll- und Weisungsinstanz hin zum Coach bzw. Moderator. Denn in einer Arbeitswelt ohne strenge Hierarchien gibt es auch keine einzelnen Personen mehr, die die alleinige Kontrolle in einem Team haben. Bei New Work werden die Verantwortungen auf alle Teammitglieder verteilt und demnach müssen die Mitarbeiter eher in ihrer Eigenverantwortung unterstützt und moderiert als streng geführt werden.
Ziel ist es, den Mitarbeitern eine Vision vorzugeben, sie zu motivieren und eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe zu führen. Dabei kann die Führungskraft mal disziplinarischer Vorgesetzter, mal Coach, Mentor oder Personalentwickler und wieder ein anderes Mal fachlicher Experte sein – je nach Situation und Bedarf nimmt er andere Rollen ein.
Vorteile & Risiken von New Work
Welche Vorteile hat New Work für Arbeitnehmer?
Die zentralen Werte von New Work sind Freiheit, Selbständigkeit und Teilhabe an der Gemeinschaft. Damit bringt New Work eine Menge an Vorteilen mit sich – sowohl für Unternehmen als auch Arbeitnehmer.
- Freiraum und Verantwortung: Ein großer Aspekt von New Work ist Vertrauen. Freiräume wie individuelle Zeiteinteilung und Arbeitsorte erlauben dir, deine Arbeit eigenverantwortlich und ohne ständige Kontrollen organisieren zu können. Wird dir als Mitarbeiter dieses Vertrauen geschenkt, steigert das deine Motivation und dein Engagement oft ganz automatisch.
- Flexible Arbeitsplatzwahl: Beim Konzept New Work kannst du frei wählen, wo du arbeiten möchtest: im Büro, von zuhause oder remote von ganz woanders. Bei der Hybridarbeit kannst du deinen Arbeitsort deinen Bedürfnissen anpassen und flexibel wechseln. Aufgaben, bei denen du dich sehr konzentrieren musst, lassen sich ideal im Homeoffice erledigen, wohingegen du für Kreativarbeit ins Büro oder einen Coworling Space gehen kannst. Meetings lassen sich je naxch Bedarf auch im Konferenzraum besser führen als zuhause vom Sofa. Passe deine Umgebung also am besten immer deinen Aufgaben an.
- Work Life Balance: Kannst du dir deine Zeit auf Arbeit frei einteilen, hast du auch die Freiheit, deinen Job mit deiner Familie, Hobbys und deiner Freizeit unter einen Hut zu bringen. Zwar gibt es oft Kernarbeitszeiten, an denen du arbeiten und erreichbar sein musst, aber trotz allem bleibt dir noch viel Flexibilität.
- Gemeinschaftsgefühl: Die Idee hinter New Work ist, den Mitarbeitern größtmögliche Freiheiten zu geben, aber unter der Bedingung, dass alle die Unternehmensziele verstanden haben und auch unterstützen. Ein großer Vorteil dabei: Wenn alle an einer gemeinsamen Idee arbeiten, steigert das das Zusammengehörigkeitsgefühl untereinander.
Welche Nachteile und Risiken bringt New Work mit sich?
Flexibilität in der Arbeitswelt bringt nicht nur Vorteile mit sich – bei der Idee von New Work lauern auch ein paar Gefahren. Wir erklären dir, worauf du achten musst und wie du den Ansatz von New Work trotzdem in deiner Arbeitswelt integrieren kannst.
- Kommunikationswege: Arbeitest du nicht mit deinen Kollegen im Büro zusammen, kannst du sie auch nicht über den Schreibtisch hinweg fragen. Bei rein digitaler Kommunikation müssen alle Absprachen über Tools wie Teams oder Slack geführt werden, das istb manchmal umständlicher als der mündliche Austausch. Auch Meetings müssen immer so organisiert werden, dass sich Kollegen digital dazuschalten können.
- Selbstorganisation: Möglichst viel Freiheit in deinem Arbeitsalltag ist auch mit der Gefahr verbunden, den Fokus zu verlieren oder im Chaos zu versinken. New Work verlangt viel Selbstdisziplin und eine gute Organisation. Pflege deine Kalendereinträge sorgsam und nutze Projektmanagement Tools, um nicht den Überblick zu verlieren.
- Arbeitsplatzgestaltung: Bei der Arbeit aus dem Homeoffice denkt so mancher vielleicht ans Sofa oder gar ans gemütliche Bett. Aber achte darauf, dass du trotz aller Bequemlichkeit trotzdem auf ein ergonomisches Arbeitsumfeld achtest und deine physische Gesundheit nicht vernachlässigst.
- Work Life Blending: Wenn man die Möglichkeit hat, von überall und zu jeder Zeit zu arbeiten, fällt die Trennung zwischen Arbeit und Freizeit manchmal schwer. Schnell eine Mail nach Feierabend beantworten und auch im Urlaub erreichbar sein, das schleicht sich bei vielen ein. Work Life Blending nennt man das Phänomen, wenn Beruf und Freizeit verschwimmen. Das ist auf Dauer allerdings nicht gut für die mentale Gesundheit, hier solltest du dir selbst Grenzen setzen.
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