Es ist Montag, kurz vor 9:00 Uhr. Du wartest in einer Werkstatt auf deine Schützlinge. Um Punkt 9 seid ihr verabredet, um den Umgang mit Holz und Werkzeugen zu üben. Aus Erfahrung weißt du: Wenn auch nur die Hälfte pünktlich auftaucht, ist das ein Erfolg. Denn als Arbeitserzieher arbeitest du mit Menschen, denen der Einstieg ins Berufsleben bislang nicht gelungen ist. Viele von den Bewohnern des Wohnheims, für das du tätig bist, hatten in ihrer Jugend schwere Probleme und müssen vieles erst lernen, was für dich selbstverständlich ist. Also gut – abwarten ist angesagt.
Berufsbild Arbeitserzieher / Arbeitserzieherin
Was macht ein Arbeitserzieher (m/w/d)?
Arbeitserzieher bzw. Arbeitserzieherinnen unterstützen ihre Klienten dabei, den Einstieg in ein geregeltes Arbeitsleben zu finden. Teilweise betreuen sie dabei Menschen mit Behinderung, das ist allerdings nicht immer der Fall. Für ihre Tätigkeit nutzen Arbeitserzieher bestimmte Methoden, die auch therapeutischer Natur sein können. So möchten sie herausfinden, welche Fähigkeiten und Kenntnisse ihre Schützlinge haben und welche Art von Arbeitsplatz zu ihnen passt.
Als Arbeitserzieher bzw. Arbeitserzieherin musst du deine Maßnahmen planen, Förderpläne eigenständig durchführen und dokumentieren. Du leitest die von dir betreuten Personen an und unterstützt sie auch bei Problemen am Arbeitsplatz – seien es Probleme, die durch die Tätigkeit oder einen geregelten Alltag selbst entstehen oder durch gruppendynamische Prozesse.
Es geht bei dieser Tätigkeit vor allem darum, wichtige Handlungen im Arbeitsalltag zu üben und die betreuten Personen zu unterstützen. Oft müssen Ausdauer, Sorgfalt oder Pünktlichkeit erst gelernt werden.
Wie sieht der Berufsalltag als Arbeitserzieher aus?
Das Ziel von Arbeitserziehern ist es, dafür zu sorgen, dass Menschen mit oder ohne Behinderung (wieder) am Arbeitsleben teilhaben können. Es geht darum, Fähigkeiten zu erkennen und zu erhalten oder bestimmte Verhaltensweisen zu fördern, um ein geregeltes Arbeitsverhältnis aufrechterhalten zu können. Das erfordert Sorgfalt, stetige Kommunikation und Durchsetzungsvermögen. Oft wirst du mit Menschen zu tun haben, denen scheinbar Selbstverständliches schwerfällt.
Arbeitserzieher müssen konfliktfähig sein und betreuen ihre Schützlinge oft sehr intensiv. Dabei begegnen dir oft harte persönliche Schicksale, die du nicht zu sehr an dich herankommen lassen darfst: Du musst immer die professionelle Distanz wahren, auch wenn Einfühlungsvermögen wichtig ist.
Arbeitserzieher bzw. Arbeitserzieherinnen sind oft in Werkstätten tätig oder begleiten die von ihnen betreuten Menschen in Schulungsräumen. Die vor- und nachbereitende Arbeit hingegen findet oft im Büro statt. Du arbeitest also auch im Sitzen und am Bildschirm.
Wo arbeitet man als Arbeitserzieher?
Arbeitserzieher arbeiten in Einrichtungen, die der beruflichen oder gesellschaftlichen Eingliederung dienen. Das können Wohnheime sein, aber auch Beratungsstellen oder Berufsförderungswerke. Sie werden auch in Werkstätten für Menschen mit Behinderung eingestellt, aber ebenso in Einrichtungen des Justizvollzugs oder in auf Suchterkrankungen spezialisierten Fachkliniken.
Üblicherweise arbeiten Arbeitserzieher in Innenräumen, vor allem in Werkstätten oder Produktionshallen. Darüber hinaus sind sie in Büros tätig, wo Besprechungen stattfinden oder sie ihre Maßnahmen planen.
Ausbildung zum Arbeitserzieher / zur Arbeitserzieherin
Wie läuft die Ausbildung zum Arbeitserzieher ab?
Arbeitserzieher bzw. Arbeitserzieherin ist kein Ausbildungsberuf, sondern eine Weiterbildung. Im Normalfall ist eine Voraussetzung für die Teilnahme an der schulischen Arbeitserzieher-Weiterbildung, dass du vorher schon eine Ausbildung abgeschlossen und mindestens 2 Jahre gearbeitet hast. Oft wird bei der Aufnahme zur Fachschule die persönliche Eignung geprüft.
Kosten & Dauer: Der Besuch der Fachschule ist oft kostenfrei. Eventuell fallen aber Prüfungsgebühren, Materialkosten, Fahrtkosten oder auch Lehrgangsgebühren an. Für den Praxisteil der Weiterbildung wirst du bezahlt. Die Fortbildung dauert in Vollzeit 2 Jahre. Manchmal kannst du die Dauer durch die Anerkennung einer fachlich relevanten Ausbildung verkürzen.
Hast du deine Arbeitserzieher-Ausbildung abgeschlossen, musst du noch ein Berufspraktikum machen, das 1 Jahr dauert. Erst dann darfst du in diesem Beruf arbeiten.
Was lernt man in der Ausbildung zum Arbeitserzieher?
Zu den Inhalten, die du während der Arbeitserzieher-Ausbildung erlernst, gehören:
- Arbeitserziehung und Arbeitstherapie
- Pädagogik und Soziologie
- Psychologie und Psychopathologie
- Rechts- und Berufskunde
- Fertigungstechniken
Dazu kommen allgemeinbildende Fächer wie beispielsweise Deutsch. Neben dem Theorieunterricht gibt es auch ein Zwischenpraktikum, in dem du deine Kenntnisse bereits anwenden und vertiefen kannst.
Wie viel verdient man als Arbeitserzieher in der Ausbildung?
Als Arbeitserzieher bzw. Arbeitserzieherin hast du während deiner Weiterbildung in der Regel keinen Anspruch auf ein Gehalt. Jedoch wirst du während deines Praxisanteils entsprechend vergütet.
Die Weiterbildung ist in der Regel kostenfrei, es können jedoch Lehrgangsgebühren und Prüfungsgebühren anfallen.
Die Arbeit als Arbeitserzieher bzw. Arbeitserzieherin ist ideal für dich geeignet, wenn
- du gerne mit Menschen arbeiten möchtest
- du eine gute Menschenkenntnis hast
- du gerne planst und organisierst
- du eigenverantwortlich arbeiten möchtest
Arbeitserzieher ist nicht der passende Beruf für dich, wenn
- du nicht gerne kommunizierst
- du nicht durchsetzungsfähig bist
- du lieber einen handwerklichen Beruf ausüben möchtest
- du dich schlecht auf verschiedene Menschen einstellen kannst
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Weiterbildung & Zukunftsaussichten
Möchtest du dich selbst weiterentwickeln, ist das als Arbeitserzieher bzw. Arbeitserzieherin natürlich auch möglich. Besonders bietet sich hier ein Studium im sozialen oder pädagogischen Bereich an. Doch auch ein Aufstieg bei deinem Arbeitgeber ist oft möglich, sodass du eine Abteilung oder eine Einrichtung leiten kannst. Bei Weiterbildungen unterscheiden wir zwischen 3 verschiedenen Wegen:
- Anpassungsfortbildung,
- Aufstiegsfortbildung &
- Studium.
Bei Anpassungsfortbildungen geht es darum, dein Wissen aktuell zu halten, um Entwicklungen in den Bereichen Betreuung von Menschen mit Behinderung, Erwachsenenbildung, Sozialarbeit oder Ergonomie kennenzulernen.
Mit einer Aufstiegsfortbildung willst du Karriere machen, zum Beispiel kannst du ein Studium anschließen.
Passende Studiengänge sind:
- Soziale Arbeit
- Ergotherapie
- Heilpädagogik
- Erziehungs-, Bildungswissenschaft
Es gibt immer Menschen, für die es – aus unterschiedlichen Gründen – schwierig ist, ein reguläres Arbeitsverhältnis aufzunehmen oder aufrechtzuerhalten. Die Tätigkeit als Arbeitserzieher ist daher gleich auf zwei Arten nachhaltig: Du hilfst Individuen bei ihrer persönlichen Entwicklung und dem Meistern ihres Alltags. Gleichzeitig trägst du auch dazu bei, unsere Gesellschaft zu fördern. Deine Arbeit sollte immer so ausgerichtet sein, dass ein dauerhafter Erfolg angestrebt wird – nicht nur der kurzfristige Ausstieg aus Maßnahmen der Sozialhilfe.
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Weitere Infos
Bildnachweis: „Arbeitserzieherinnen bei Besprechung" ©Pavel Vladychenko vk.com/altern - stock.adobe.com; „Informationen für einen Entwicklungsbericht einholen" ©IVAN TRAIMAK - stock.adobe.com; „Gelungene Arbeiten von betreuten Personen loben" ©auremar - stock.adobe.com; „Korrekte Arbeit von betreuten Personen kontrollieren" ©industrieblick - stock.adobe.com; „In Gruppengesprächen das Arbeitsverhalten fördern" ©Photographee.eu - stock.adobe.com; „Individuelle Maßnahmen für betreute Personen planen" ©Yakobchuk Olena - stock.adobe.com