Binnenschifffahrtskapitän / Binnenschifffahrtskapitänin
Ausbildung & Beruf
Noch ein letzter Check und dann ist alles startklar. Die Wartung des Schiffs ist abgeschlossen, das Schiff ist beladen, die Mannschaft bereit und die Wetterverhältnisse stimmen. Jetzt ist es deine Aufgabe, das Ablegemanöver durchzuführen und das Schiff sicher durch die Kanäle und Binnenseen zu steuern.
Beachte: Die Ausbildung zum Binnenschifffahrtskapitän bzw. zur Binnenschifffahrtskapitänin trat als neuer Ausbildungsberuf am 01.08.2022 in Kraft.
Berufsbild Binnenschifffahrtskapitän / Binnenschifffahrtskapitänin
Was macht ein Binnenschifffahrtskapitän (m/w/d)?
Als Binnenschifffahrtskapitän bzw. Binnenschifffahrtskapitänin ist es deine Hauptaufgabe, Schiffe auf Binnengewässern wie Flüssen, Kanälen und Binnenseen zu führen. Du kümmerst dich um An- und Ablegemanöver und korrigierst gegebenenfalls den Fahrkurs. Um das Schiff zu steuern, verwendest du als Binnenschifffahrtskapitän Navigationssysteme, Uferfixpunkte und Karten. Du liest und interpretierst Seekarten.
Eine weitere Aufgabe als Binnenschifffahrtskapitän ist es, die Schiffe zu warten. Zusammen mit anderen Binnenschiffern überwachst und organisierst du die Schiffsausrüstung und -betriebstechnik an Bord. Zudem behältst du im Blick, ob Maschinen und Anlagen instandgehalten werden müssen und welche Reparaturen anstehen. Darüber hinaus bist du für die Sicherheit der Güter, der Fahrgäste und der Mannschaft verantwortlich. Beispielsweise sorgst du dafür, dass ausreichende Verpflegung, Sanitäranlagen und Wohnräume zur Verfügung stehen.
Daneben übernimmst du als Binnenschifffahrtskapitän die Planung und Überwachung von Be- und Entladungsprozessen der Schiffe. Weiter beachtest du Fahrpläne und Sicherheitsvorschriften.
Wie sieht der Berufsalltag als Binnenschifffahrtskapitän aus?
Nach der Ausbildung zum Binnenschifffahrtskapitän bzw. zur Binnenschifffahrtskapitänin arbeitest du vorwiegend auf Güter- und Flusskreuzfahrtschiffen. Du befindest dich während deiner Arbeitszeit also in erster Linie im oder am Wasser und teilweise im Freien. Daneben kommt auch die Arbeit bei Maschinenlärm, Kälte, Hitze, Nässe und Zugluft auf dich zu. Bei der Wartung von Schiffen arbeitest du zudem mit Schmierstoffen wie Öl oder Fett. Während deiner Arbeitszeit befasst du dich unter anderem mit Gewässerkarten, Radarsystemen, Funk und Kompassen.
Als Binnenschifffahrtskapitän solltest du mit schwierigen Situationen umgehen können. Unter anderem bei extremen Witterungsbedingungen ist es deine Aufgabe, die Kontrolle sicherzustellen und die Sicherheit aller Fahrgäste zu gewährleisten. Sind die Wetterverhältnisse gut, musst du dagegen verstärkt auf Hausboote oder schwimmende Personen achten.
Allgemein solltest du als Binnenschifffahrtskapitän mit unregelmäßigen Arbeitszeiten umgehen können. Oftmals bist du über einen längeren Zeitraum unterwegs und auch nachts sowie sonntags und feiertags im Einsatz.
Wo arbeitet ein Binnenschifffahrtskapitän?
Binnenschifffahrtskapitäne arbeiten vorwiegend in Betrieben der Güter- und Personenbeförderung der Binnenschifffahrt, bei Wasser- und Schifffahrtsämtern oder bei Hafenbetrieben und -behörden. Möglich ist daneben eine Tätigkeit im Hafenbau, im Schiffbau oder bei der Vermietung von Wasserfahrzeugen.
Während der Arbeitszeit befindest du dich in erster Linie auf Fähren und Linienschiffen, beispielsweise in Passagierbereichen, im Führerstand und im Freien an Deck. Möglich ist auch der Einsatz im Maschinenraum und im Frachtraum.
Ausbildung zum Binnenschifffahrtskapitän / zur Binnenschifffahrtskapitänin
Wie läuft die Ausbildung zum Binnenschifffahrtskapitän ab?
Bei der Ausbildung zum Binnenschifffahrtskapitän handelt es sich um eine 3,5-jährige duale Ausbildung, d. h. du befindest dich abwechselnd in Berufsschule und Ausbildungsbetrieb. In der Berufsschule erwirbst du theoretische Kenntnisse, im Betrieb sammelst du bereits erste praktische Erfahrungen.
Während deiner Ausbildung musst du als Ausbildungsnachweis ein Berichtsheft über deine Aufgaben und Tätigkeiten führen. Darin hältst du fest, welche Aufgaben und Inhalte du in deiner Ausbildung zum Binnenschifffahrtskapitän erlernst. Dein Ausbilder überprüft dein Berichtsheft regelmäßig.
Zum Ende des zweiten Ausbildungsjahres absolvierst du eine erste Zwischenprüfung. Am Ende der Ausbildung wartet die Abschlussprüfung auf dich.
Was lernt man in der Ausbildung zum Binnenschifffahrtskapitän?
Während deiner Ausbildung erwirbst du Kompetenzen und Wissen im Betrieb und in der Berufsschule.
Praktische Erfahrungen sammelst du im Ausbildungsbetrieb, beispielsweise wird dir gezeigt, wie man Fahrzeuge navigiert, Reisen plant und Fahrzeugausrüstung anwendet und kontrolliert. Darüber hinaus lernst du, was beim Be- und Entladen von Fahrzeugen beachtet werden muss, wie man Schiffskörper instand hält und wie man Betriebsabläufe organisiert und überwacht.
In der Berufsschule lernst du in berufsspezifischen Fächern, wie man bei Störungen Maßnahmen einleitet, Personal führt und beurteilt. Daneben wirst du auch in allgemeinbildenden Fächern wie Deutsch, Wirtschaft und Sozialkunde unterrichtet.
Für die Ausbildung zum Binnenschifffahrtskapitän wird keine bestimmte Schulbildung vorausgesetzt. Das heißt, Binnenschifffahrtskapitän oder Binnenschifffahrtskapitänin kannst du theoretisch mit jedem Schulabschluss oder sogar ohne Abschluss werden.
- Mathematik
- Werken/Technik
- Geografie
- Reaktionsfähigkeit
- Verantwortungsbewusstsein
- Konzentrationsfähigkeit
- Umfeld: im Freien, auf Schiffen
- Unregelmäßige Arbeitszeiten
- Arbeit bei extremen Witterungsbedingungen
Um die Ausbildung und den Beruf Binnenschifffahrtskapitän jedoch erfolgreich zu meistern, sind insbesondere gute Noten in Mathematik, Werken, Technik sowie Geografie vorteilhaft. Gute Rechenfähigkeiten sind speziell hilfreich für die spätere Planung der Ladung und Berechnung des Treibstoffverbrauchs. Gute Fähigkeiten im Bereich Werken und Technik dienen dir bei der Wartung und Bedienung von technischen Anlagen an Bord des Schiffes. Kenntnisse im Bereich Geografie brauchst du dagegen für die spätere Steuerung und Navigation der Schiffe.
Auch wenn du in diesen Fächern nicht die besten Voraussetzungen hast, solltest du dich bei Interesse trotzdem bewerben. Viel wichtiger ist nämlich, dass du großes Interesse und die passenden Stärken für die Ausbildung zum Binnenschifffahrtskapitän mitbringst. Ausbilder legen unter anderem darauf Wert, dass du schnell entscheiden und reagieren kannst, genau beobachtest und gerne Verantwortung übernimmst. Darüber hinaus wird von dir oft Umsicht und Konzentrationsfähigkeit gewünscht.
Wie viel verdient man als Binnenschifffahrtskapitän in der Ausbildung?
Als Binnenschifffahrtskapitän bzw. Binnenschifffahrtskapitänin kannst du in deiner Ausbildung in der Binnenschifffahrt je nach Bundesland mit folgenden Ausbildungsvergütungen rechnen:
- im 1. Ausbildungsjahr: 911 bis 936 Euro
- im 2. Ausbildungsjahr: 1.042 bis 1.071 Euro
- im 3. Ausbildungsjahr: 1.176 bis 1.209 Euro
Quelle: Tarifinformationen des Bundes und der Länder (z.B. Bundesministerium für Arbeit und Soziales, WSI-Tarifarchiv, Tarifarchive der Bundesländer)
Der Beruf Binnenschifffahrtskapitän bzw. Binnenschifffahrtskapitänin passt gut zu dir, wenn
- du gerne Verantwortung übernimmst
- dir die Arbeit mit technischen Geräten und Maschinen Spaß macht
- du gerne im Freien oder im und am Wasser arbeitest
- es dir leichtfällt, vielfältige Vorschriften zu beachten
Ein anderer Beruf eignet sich eher für dich, wenn
- du dir regelmäßige Arbeitszeiten wünschst
- du ungern bei Kälte, Hitze, Zugluft und Lärm arbeiten möchtest
- es dir schwerfällt, mit Kunden zu arbeiten
- du ungern im Team arbeitest
Alles im grünen Bereich? Dann mach den Berufswahltest und finde heraus, zu wie viel Prozent diese Ausbildung tatsächlich zu dir passt. → Jetzt Eignung testen! Du bist dir schon sicher, dass es dein Traumberuf ist? Dann findest du hier freie Ausbildungsplätze ↓
Weiterbildung & Zukunftsaussichten
Hast du die Ausbildung zum Binnenschifffahrtskapitän bzw. zur Binnenschifffahrtskapitänin abgeschlossen, hast du zahlreiche Weiterbildungs- und Fortbildungsmöglichkeiten. Bei Weiterbildungen unterscheiden wir zwischen 3 verschiedenen Wegen:
- Anpassungsfortbildung,
- Aufstiegsfortbildung &
- Studium.
Bei Anpassungsfortbildungen geht es darum, dein Wissen aktuell zu halten, um beispielsweise Entwicklungen in den Bereichen Gefahrguttransport, Schiffsverkehr, Arbeitssicherheit, Mitarbeiterführung oder Ladungssicherung kennenzulernen.
Mit einer Aufstiegsfortbildung willst du Karriere machen, zum Beispiel durch eine Weiterbildung zum Binnenschiffermeister, zum Logistikmeister oder zum Technischen Fachwirt. Aber auch ein Studium kannst du anschließen.
Passende Studiengänge sind:
- Nautik
- Schiffs-, Reedereimanagement, Hafenwirtschaft
- Schiffbau, Meerestechnik
- Schiffsbetriebstechnik
- Logistik, Supply-Chain-Management
In der Schifffahrt werden künftig immer mehr neue Technologien und Verfahren eingesetzt, um den Berufsalltag zu optimieren. Digitale Topografische Karten (DTK) dienen Binnenschifffahrtskapitänen beispielsweise dazu, geplante Routen einzuhalten. Autonome Transportsysteme können dagegen eingesetzt werden, um die Einfahrt in den Hafen zu regeln. Bei Schäden am Schiff können darüber hinaus Tauchroboter eingesetzt werden, um Probleme unter Wasser zu untersuchen.
Beliebte Berufe
Weitere Infos
Bildnachweis: „Arbeitsplatz Binnenschifffahrtskapitän" ©rista - shutterstock.com; „Binnenschiffe durch Flüsse oder Kanäle steuern" ©Dmitry Kudryavtsev - stock.adobe.com; „Navigationssysteme nutzen" ©Anupong Sakoolchai - stock.adobe.com; „Durchgeführte Reparaturen dokumentieren" ©Igor Kardasov - stock.adobe.com; „Administrative Aufgaben übernehmen" ©Igor Kardasov - stock.adobe.com; „Funktionstüchtigkeit der Technik überwachen" ©Igor Kardasov - stock.adobe.com