Nach einem Schlaganfall zurück ins Leben zu finden, ist nicht immer einfach. Heute erwartet dich in der Praxis ein recht junger Patient, der mit Mitte 30 schon vieles neu erlernt hat. Nach dem Klinikaufenthalt ist heute sein erster Ergotherapie-Termin bei dir. Du weißt, dass du Geduld mitbringen musst – und er auch. Erst einmal erwartet dich heute die Bestandsaufnahme, dann könnt ihr einen Therapieplan entwickeln, damit er hoffentlich bald sein altes Leben zurück hat.
Berufsbild Ergotherapeut / Ergotherapeutin
Was macht ein Ergotherapeut (m/w/d)?
Die Ergotherapie unterstützt Menschen, die in ihrem Leben eingeschränkt sind, ihren Alltag möglichst eigenständig zu meistern. Solche Einschränkungen können sowohl physisch, zum Beispiel bei einer körperlichen Behinderung, als auch psychisch sein. Als Ergotherapeut bzw. Ergotherapeutin erarbeitest du die passenden Behandlungskonzepte für deine Patienten und führst entsprechende Therapien und Behandlungsverfahren durch.
Du unterstützt und trainierst deine Patienten sowohl in alltäglichen Aktivitäten, wie Essen, Waschen und Einkaufen als auch in ihrer Bewegungs- und Konzentrationsfähigkeit. Im Bereich Neurologie hilfst du zum Beispiel Schlaganfallpatienten dabei, ihre motorischen Fähigkeiten wieder zu erlangen. Im Bereich Psychiatrie unterstützt du unter anderem Suchtkranke und in der Pädiatrie werden Kinder mit Entwicklungs- oder Verhaltensstörungen behandelt. Daneben gibt es viele weitere Einsatzbereiche der Ergotherapie und viele weitere Patientengruppen.
Wie sieht der Berufsalltag als Ergotherapeut aus?
Ergotherapeut bzw. Ergotherapeutin ist ein Beruf, bei dem du tagtäglich Kontakt mit Menschen hast und auch körperlich gefordert bist, zum Beispiel, wenn du mit den Patienten motorische Übungen durchführst. In einer kleinen Fachpraxis arbeitest du zum Beispiel in einem kleinen Team mit wenigen Patienten, in einer großen Klinik bist du täglich mit den unterschiedlichsten Patienten und Krankheitsbildern beschäftigt und in einer sonderpädagogischen Einrichtung arbeitest du vor allem mit Menschen mit Behinderungen. Das ist nicht immer einfach und gerade die persönlichen Schicksale können dich psychisch belasten. Damit müssen Ergotherapeuten umgehen können, um ihren Patienten bestmöglich zu helfen.
Als Ergotherapeut bzw. Ergotherapeutin arbeitest du aber nicht nur mit Patienten zusammen, sondern auch mit Ärzten und anderem medizinischen und pflegerischen Fachpersonal. Ihr müsst euch abstimmen, Behandlungspläne und Verordnungen besprechen und an einem Strang ziehen.
Je nachdem, wie und wo du arbeitest, kann dich im Alltag auch eine erhöhte Mobilität erwarten: Manche Ergotherapeuten besuchen ihre Patienten zuhause oder in Einrichtungen und sind dabei viel mit dem Auto unterwegs.
Wo arbeitet man als Ergotherapeut?
Nach deiner Ergotherapie-Ausbildung kannst du in vielen verschiedenen Bereichen tätig sein. Du arbeitest beispielsweise in Krankenhäusern, speziellen Praxen oder Einrichtungen für Menschen mit psychischen Erkrankungen, aber auch in Pflegeheimen, Behindertenwohnheimen oder Kindergärten. Dort bist du unter anderem in Behandlungsräumen, Patientenzimmern, im Freien, in Turnhallen oder im Büro tätig.
Was dich bei der Arbeit als Ergotherapeut bzw. Ergotherapeutin genau erwartet, hängt also stark von deinem Arbeitgeber ab.
Für alle, die lieber Videos als Texte konsumieren, haben wir in unserem YouTube-Video einmal zusammengefasst, wie du Ergotherapeut wirst, was man als Ergotherapeutin macht und wie viel Geld du verdienst. --> Berufe2Go, Film ab!
Veröffentlicht am: 10.05.2023
Ausbildung zum Ergotherapeuten / zur Ergotherapeutin
Wie läuft die Ausbildung zum Ergotherapeuten ab?
Deine Ausbildung zum Ergotherapeuten bzw. zur Ergotherapeutin findet an einer Berufsfachschule statt und wird durch Praxisphasen in Fachkliniken oder anderen medizinischen Einrichtungen ergänzt. In der Fachschule erlernst du das theoretische Hintergrundwissen, in den Praxisphasen wendest du das erlernte Wissen direkt bei der Behandlung von Patienten an.
Am Ende deiner Ausbildung wartet eine Abschlussprüfung auf dich, die sich aus einem schriftlichen, einem mündlichen und einem praktischen Teil zusammensetzt. Nach Bestehen bist du Ergotherapeut bzw. Ergotherapeutin.
Weitere Infos zu den Inhalten und dem Ablauf der Ausbildung findest du in der Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für Ergotherapeuten.
Was lernt man in der Ausbildung zum Ergotherapeuten?
Möchtest du Ergotherapeut bzw. Ergotherapeutin werden, erwartet dich eine schulische Ausbildung. Diese ist aufgeteilt in theoretischen und praktischen Unterricht an der Berufsfachschule und in die praktische Ausbildung. Die Praxisphasen absolvierst du meist in Einrichtungen, mit denen deine Schule zusammenarbeitet. Hier kannst du dein Wissen direkt umsetzen. Üblicherweise erwarten dich hier mehrere Abschnitte der praktischen Ausbildung, sodass du unterschiedliche Einsatzbereiche kennenlernst.
In der Schule gehören Fächer wie Behandlungsverfahren, Krankheitslehre oder Psychologie und Pädagogik zu den Lehrinhalten. Dazu kommen Biologie und Anatomie, dazu dann auch allgemeinbildende Fächer wie Deutsch und Politik.
Welche Inhalte und Themen dich unter anderem in deiner Ausbildung erwarten, erklärt dir das Azubiyo-Ausbildungslexikon:
- O wie Orthopädie: Als Ergotherapeut zeigst du Patienten mit körperlichen Fehlbildungen, wie sie mit Übungen und Veränderungen in ihrer Umgebung ihr Leben gut meistern können.
- P wie Psychotherapie: In deiner Ausbildung erlernst du psychotherapeutische Grundlagen, um auch psychisch erkrankten oder traumatisierten Menschen zu helfen.
- R wie Rheumatologie: Viele Menschen müssen mit chronischen Schmerzen leben. Als Ergotherapeut hilfst du ihnen dabei ihr Leben so lebenswert wie möglich zu machen.
Hier zeigen wir dir, welche Schulfächer und Stärken besonders wichtig für die Ausbildung sind und welche Arbeitsbedingungen in diesem Beruf typisch sind:
- Biologie
- Deutsch
- Werken / Technik
- Gestalterische Fähigkeiten
- Handwerklich-technisches Geschick
- Verantwortung- & Gefahrenbewusstsein
- Umfeld: Pflege & Betreuung
- Körperliche Beanspruchung
- Viel Kontakt mit Menschen
Diese Ausbildung kannst du nicht mit jedem Schulabschluss machen. Als angehender Ergotherapeut musst du mindestens einen mittleren Schulabschluss oder eine gleichwertige Schulausbildung haben. Je nach Berufsfachschule sind weitere Zugangsvoraussetzungen vorgeschrieben, wie zum Beispiel ein Nachweis über deine gesundheitliche Eignung, ein erweitertes Führungszeugnis oder der Nachweis einer Hepatitis-B-Impfung. Genauere Infos findest du bei den jeweiligen Berufsfachschulen.
Besonders gute Chancen auf einen Ausbildungsplatz als Ergotherapeut hast du mit guten Noten in Deutsch, Bio und Werken / Technik. Wenn du in diesen Fächern nicht so gut bist, kannst du dich natürlich trotzdem um eine Lehrstelle bewerben. Wichtig ist, dass der Beruf zu dir passt und du die passenden Stärken mitbringst: Für diesen beratenden, sozialen Beruf ist es von Vorteil ist, wenn du gestalterische Fähigkeiten, handwerkliches Geschick sowie Verantwortungsbewusstsein hast.
Da der Ergotherapeut ein medizinisch-pflegerischer Beruf ist, bist du bei deiner Tätigkeit auch überwiegend im Umfeld Pflege & Betreuung tätig, also in Krankenhäusern, Fachpraxen etc., wo du tagtäglich Kontakt mit Menschen hast und auch körperlich gefordert bist, zum Beispiel, wenn du mit den Patienten motorische Übungen durchführst.
Aber Ergotherapeut ist nicht gleich Ergotherapeut. Dein Arbeitsbereich kann ganz unterschiedlich aussehen, je nachdem in welcher Einrichtung und in welchem Bereich du tätig bist. In einer kleinen Fachpraxis arbeitest du zum Beispiel in einem kleinen Team mit wenigen Patienten, in einer großen Klinik bist du täglich mit den unterschiedlichsten Patienten und Krankheitsbildern beschäftigt und in einer sonderpädagogischen Einrichtung arbeitest du vor allem mit Menschen mit Behinderungen. Daher solltest du dir genau überlegen, welche Berufsfachschule und welches spätere Arbeitsfeld am besten zu dir passen.
Wie viel verdient man als Ergotherapeut in der Ausbildung?
Schulische Ausbildungen wie die zum Ergotherapeuten sind oftmals kostenpflichtig und nicht vergütet. In einigen Bundesländern sind die Therapieberufe bereits kostenfrei zu erlernen, aber noch nicht flächendeckend. Dich erwarten teils monatliche Gebühren von 200 bis 500 Euro oder sogar mehr. Dazu können am Ende Prüfungsgebühren kommen. Eventuell kommt für dich eine Finanzierung mittels BAföG infrage: https://www.bafög.de
Du möchtest gerne mehr erfahren? Hier geht es zur Ergotherapeut Gehaltsseite.
Annika (21) absolviert gerade ihre Ausbildung zur Ergotherapeutin an der SRH Fachschulefür Ergotherapeuten in Düsseldorf. Sie befindet sich derzeit im 3. Ausbildungsjahr und hat AZUBIYO von ihren Erfahrungen berichtet. „Für diesen Beruf habe ich mich entschieden, da ich sehr gerne mit Menschen arbeiten möchte und sehr viel Abwechslung, Flexibilität und Krea...
Die Arbeit als Ergotherapeut bzw. Ergotherapeutin passt ideal zu dir, wenn
- du Freude an Heilprozessen hast
- du Durchhaltevermögen hast und motivieren kannst
- du gerne mit Menschen arbeiten möchtest
- du körperlich robust bist
Eine Ausbildung zum Ergotherapeuten ist nicht optimal geeignet für dich, wenn
- dir enger Körperkontakt widerstrebt
- du keinen medizinischen Beruf ausüben möchtest
- dich persönliche Schicksale stark mitnehmen
- dir ein Bürojob lieber wäre
Alles im grünen Bereich? Dann mach den Berufswahltest und finde heraus, zu wie viel Prozent diese Ausbildung tatsächlich zu dir passt. → Jetzt Eignung testen! Du bist dir schon sicher, dass es dein Traumberuf ist? Dann findest du hier freie Ausbildungsplätze ↓
Eine Tätigkeit im Bereich Sport & Therapie kannst du dir gut vorstellen, aber du bist noch nicht sicher, welcher Beruf am besten zu dir passt? Dann schau dir noch folgende verwandte Berufe an:
Weiterbildung & Zukunftsaussichten
Hast du die Ausbildung zum Ergotherapeut bzw. zur Ergotherapeutin abgeschlossen, hast du zahlreiche Weiterbildungs- und Fortbildungsmöglichkeiten. Bei Weiterbildungen unterscheiden wir zwischen 3 verschiedenen Wegen:
- Anpassungsfortbildung,
- Aufstiegsfortbildung &
- Studium.
Bei Anpassungsfortbildungen geht es darum, dein Wissen aktuell zu halten, um Entwicklungen in den Bereichen Ergotherapie, Gesundheitsförderung, Arbeit mit Menschen mit körperlicher Behinderung oder Case-Management kennenzulernen.
Mit einer Aufstiegsfortbildung willst du Karriere machen, zum Beispiel durch eine Weiterbildung zum Fachwirt - Gesundheits- und Sozialwesen oder zum Betriebswirt - Management im Gesundheitswesen. Aber auch ein Studium kannst du anschließen.
Passende Studiengänge sind:
- Ergotherapie
- Therapiewissenschaft
- Medizinische Assistenz
- Heilpädagogik
Gerade medizinischen Berufen wie dem Ergotherapeuten bzw. der Ergotherapeutin ist besonders an Nachhaltigkeit gelegen: An einem nachhaltig besseren Leben für die Patienten. Aber auch der verantwortungsvolle Umgang mit Ressourcen ist für viele Ergotherapeuten ein wichtiges Thema. In vielen Praxen gibt es schon Leitlinien, mit denen die Umwelt geschützt werden soll. Trotzdem ist dieser Punkt noch ausbaufähig und erfordert möglicherweise besonderen Einsatz deinerseits, um Nachhaltigkeit in der Ergotherapie wirklich zu leben.
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Weitere Infos
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