Wenn du von deinem Beruf erzählst, geraten alle ins Staunen. Fachkraft für Lederherstellung und Gerbereitechnik? Diesen Beruf kennen viele nicht. Kein Wunder, dass jeder nach deinen Aufgaben fragt und was du dort eigentlich machst. Das Fazit nach deinen Erzählungen: Für mich wäre dieser Beruf gar nichts. Doch für dich stand immer fest, dass du diesen unbekannten und seltenen Beruf ausüben möchtest. In der Lederherstellung kannst du dein Interesse für Chemie, das hochwertige Material und handwerkliche Tätigkeiten miteinander verbinden.
Berufsbild Fachkraft für Lederherstellung und Gerbereitechnik
Was macht eine Fachkraft für Lederherstellung und Gerbereitechnik (m/w/d)?
Als Fachkraft für Lederherstellung und Gerbereitechnik stellst du Leder für verschiedene Produkte her. Von kleineren Produkten wie Handschuhen oder Schuhen, über Taschen und Jacken bis hin zu Möbeln ist alles dabei. Für die Haltbarkeit und weitere Verarbeitung nutzt du Gerbstoffe. Durch die Behandlung machst du die Häute von Rindern und Schweinen haltbar, sodass eine lange Nutzung möglich ist. Und was sind die Gerbstoffe? Früher nutzten die Menschen dafür bestimmte Holzrinden. Heutzutage kommen hingegen meist synthetische Stoffe zum Einsatz.
Neben der Vorbereitung und Konservierung der Häute und Felle übernimmst du in diesem Beruf auch das Färben und Fetten. Auch die Säuberung der Häute gehört zu deinen Aufgaben.
Nach der Anlieferung überprüfst du die Rohware, sortierst diese und befreist die Häute von Verschmutzungen. Das können Schmutz, Blut und Konservierungssalz sein. Nach einer weiteren Behandlung entfernst du Tierhaare, das Unterhautbindegewerbe sowie noch anhaftendes Fleisch.
Wie sieht der Berufsalltag als Fachkraft für Lederherstellung und Gerbereitechnik aus?
In deinem Berufsalltag als Fachkraft für Lederherstellung und Gerbereitechnik packst du ordentlich an. Die großen Tierhäute sind ziemlich schwer und die Verarbeitung fordert deine Muskelkraft heraus. Während deiner Arbeit trägst du zu deinem eigenen Schutz Schutzkleidung, denn nicht nur pflanzliche Stoffe nutzt du für die Verarbeitung der Häute. Ausgerüstet mit Schutzkleidung setzt du verschiedene Verfahren ein, um aus den Rohhäuten und Fellen für Qualität und Exklusivität stehendes Leder zu produzieren.
Um die Haut zu säubern und zu glätten, nutzt du beispielsweise die sogenannte Wasserwerkstatt. Neben der Säuberung sorgt das Verfahren dafür, dass die Häute ihren ursprünglichen Wassergehalt zurückerhalten. Im Anschluss kommt der Äscher. Mithilfe von Kalk und Schwefelverbindungen löst du Tierhaare und öffnest die Häute für die Gerbung. An den Häuten findest du noch Fleisch, welches du nun entfernst.
Anschließend teilst du die Häute mit Spaltmaschinen. Je nach Produkt benötigst du den haarseitigen Narbenspalt (Glattlederarten) oder den körperseitigen Fleischspalt (raues Veloursleder). Jetzt liegen die sogenannten Blößen vor dir. Von diesen entfernst du die Produkte aus dem Äscherprozess und machst durch Beizen und Pickeln die Haut weich und geschmeidig.
Wo arbeitet man als Fachkraft für Lederherstellung und Gerbereitechnik?
Mit deiner Ausbildung arbeitest du als Fachkraft für Lederherstellung und Gerbereitechnik vorrangig in Betrieben der Lederherstellung. Auch dein Einsatz in der Entwicklungsabteilung der chemischen Hilfsmittelindustrie ist möglich. Dort stellst du chemische Erzeugnisse her, die die Lederherstellung benötigt.
Ausbildung zur Fachkraft für Lederherstellung und Gerbereitechnik
Was lernt man in der Ausbildung als Fachkraft für Lederherstellung und Gerbereitechnik?
Während deiner Ausbildung im Betrieb lernst du, Rohhäute und Felle mittels verschiedenster Verfahren zu dem Material zu verarbeiten, das in der Schuh- und Bekleidungsindustrie vor allem für Qualität und Exklusivität steht – Leder.
In der Berufsschule lernst du das theoretische Wissen über die einzelnen Verfahren, wie beispielsweise das Durchführen einer mineralischen Gerbung und wie du Leder färbst. Zusätzlich stehen allgemeinbildende Fächer auf deinem Stundenplan, wie beispielsweise der Deutschunterricht.
Weitere Infos zu den Inhalten und dem Ablauf der Ausbildung findest du in der Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für Fachkräfte für Lederherstellung und Gerbereitechnik.
Rein rechtlich gibt es keine schulischen Voraussetzungen für den Beruf Fachkraft für Lederherstellung und Gerbereitechnik. In der Vergangenheit hatten über drei Viertel der Azubis den Real- oder Hauptschulabschluss, wie das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) erhoben hat. Knapp ein Viertel der Ausbildungsanfänger wurde mit (Fach-)Abitur eingestellt.
Wie viel verdient man als Fachkraft für Lederherstellung und Gerbereitechnik in der Ausbildung?
Als Fachkraft für Lederherstellung und Gerbereitechnik kannst du in der Ausbildung in der Leder erzeugenden Industrie mit folgenden Ausbildungsvergütungen rechnen:
- im 1. Ausbildungsjahr: 810 Euro
- im 2. Ausbildungsjahr: 900 Euro
- im 3. Ausbildungsjahr: 950 Euro
Du willst mehr wissen? Hier geht es zur Fachkraft für Lederherstellung und Gerbereitechnik Gehaltsseite.
Lisa (22) absolviert momentan eine Ausbildung zur Modeschneiderin und befindet sich im 3. Ausbildungsjahr bei der FALKE KGaA in Schmallenberg. AZUBIYO hat sie von ihren ersten Eindrücken berichtet. „In meiner Ausbildung läuft alles rund. Das Umfeld ist genial, unsere Ausbilderin und die Kolleginnen und Kollegen stehen uns immer bei Fragen und ratlosen Blick...
Du bist gut geeignet für den Beruf Lederherstellung, wenn du
- körperlich fit bist
- handwerklich geschickt bist
- mit der Verarbeitung der Häute kein Problem hast
Du bist eher weniger geeignet, wenn du
- lieber im Büro arbeitest
- nichts mit Chemie anfangen kannst
- ein Problem mit Gerüchen hast
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Eine Tätigkeit im Bereich Mode, Bekleidung & Leder oder im Handwerk kannst du dir gut vorstellen, aber du bist noch nicht sicher, welcher Beruf am besten zu dir passt? Dann schau dir noch folgende verwandte Berufe an:
Weiterbildung & Zukunftsaussichten
Nach Abschluss deiner Ausbildung hast du zahlreiche Fortbildungsmöglichkeiten. Wenn du das (Fach-)Abitur hast, könntest du aber auch über ein anschließendes Studium nachdenken. Bei Weiterbildungen unterscheiden wir zwischen 3 verschiedenen Wegen: Anpassungsfortbildung, Aufstiegsfortbildung & Studium.
Die Anpassungsfortbildung hilft dir dein theoretisches Wissen zu vertiefen und zu erweitern. Eine Anpassungsfortbildung kannst du in folgenden Bereichen machen:
- Lederherstellung, -verarbeitung
- Maschinen-, Anlagenbetrieb, -überwachung
- Qualitätsprüfung, -technik
Eine Aufstiegsfortbildung hilft dir im Beruf voranzukommen und Karriere zu machen. Möglich sind dabei folgende Bereiche:
- Industriemeister - Chemie
- Technischer Fachwirt
- Ausbilder
- Fachmann für kaufmännische Betriebsführung
Auch hier kannst du nach deiner Ausbildung einen Studiengang wahrnehmen. Mögliche Studiengänge sind:
- Produktionstechnik
- Textil-, Bekleidungstechnik
- Chemieingenieurwesen
Leder gilt als ein besonders hochwertiges und langlebiges Material. Doch die Lederherstellung selbst gilt nicht unbedingt als nachhaltig. Das liegt einerseits an der Herstellung in Billiglohnländern und andererseits an den eingesetzten Chemikalien. Durch den Einsatz pflanzlicher Alternativen bei der Gerbung kannst du jedoch die Umwelt weniger belasten und dennoch ein langlebiges Material herstellen. Auch für die Zukunft des Berufs Fachkraft für Lederherstellung und Gerbereitechnik ist die Anpassung an moderne Technologien und nachhaltigere Herstellung nötig.
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Weitere Infos
Bildnachweis: „Frau bearbeitet Leder" ©Seventyfour - stock.adobe.com, "Zurechtschneiden des Leders" ©Genaro Diaz fotografo - stock.adobe.com, "Bearbeiten des Leders" ©Ralph Hoppe - stock.adobe.com, "In der Werkstatt" ©buscame70 - stock.adobe.com, "Lagerung des Leders" ©Piotr Ratuszynski - stock.adobe.com, "Fertiges Produkt" ©ene - Shutterstock