Gebärdensprachdolmetscher / Gebärdensprachdolmetscherin
Ausbildung & Beruf
Für die Eröffnungsrede einer großen Konferenz stehst du gut sichtbar neben der Rednerin. Um allen Teilnehmern das Verfolgen der Konferenz zu ermöglichen, bist du als Gebärdensprachdolmetscher gebucht und überträgst die Beiträge der Redner in Gebärdensprache. Dabei wechselst du dich mit einem Kollegen ab.
Berufsbild Gebärdensprachdolmetscher / Gebärdensprachdolmetscherin
Was macht ein Gebärdensprachdolmetscher (m/w/d)?
Wer Gebärdensprachdolmetscher ist, sichert die Kommunikation zwischen gesprochener Sprache (Lautsprache) und Gebärdensprache. Hierzulande nutzt er meist die Deutsche Gebärdensprache (DGS), die von vielen schwerhörigen, gehörlosen oder ertaubten Menschen genutzt wird. Daneben gibt es noch eine vereinfachte Gebärdensprachvariante, deren Grammatik nicht so stark ausgeprägt ist: die LautsprachBegleitenden Gebärden (LBG).
Beim Dolmetschen gibt es 2 Varianten:
- Simultandolmetschen
- Konsekutivdolmetschen
Für das Simultandolmetschen überträgst du die Inhalte der Lautsprache fast zeitgleich, parallel zum Sprechen, in die Gebärdensprache. Anders ist es beim Konsekutivdolmetschen: Dabei werden in der gesprochenen Sprache nach einigen Sätzen Pausen eingelegt und du kannst die vorangegangenen Inhalte übertragen.
Wie sieht der Berufsalltag als Gebärdensprachdolmetscherin aus?
Bist du als Gebärdensprachdolmetscher für einen Auftrag gebucht, findest du dich zur abgesprochenen Zeit dort ein. Im Gegensatz zu Dolmetschern, die zwischen zwei gesprochenen Sprachen übersetzen, brauchst du keine Tonkabine, sondern vor allem einen Ort, an dem man dich gut sehen kann. Teilweise wirst du auch per Video auf eine Leinwand übertragen. Manchmal erhältst du vorbereitete Reden schon vorab, um dich auf das Dolmetschen vorbereiten zu können oder kannst dich in das Thema der Konferenz, Tagung oder Gerichtsverhandlung einarbeiten.
Gebärdensprachdolmetscher unterliegen der Schweigepflicht und richten sich nach der Berufs- und Ehrenordnung der Gebärdensprachdolmetscher. Das bedeutet beispielsweise, dass du bei Missverständnissen vermittelst oder dort, wo sich die Kultur von Hörenden und Nichthörenden unterscheidet.
Arbeitest du freiberuflich, musst du deine Arbeit im Anschluss abrechnen, erstellst Kostenvoranschläge oder betreibst Kundenakquise.
Wo arbeiten Gebärdensprachdolmetscher?
Viele Gebärdensprachdolmetscherinnen arbeiten selbstständig und freiberuflich, es gibt aber auch Festanstellungen. Deine Tätigkeit wird nicht nur auf Konferenzen und Tagungen benötigt, sondern auch bei der Polizei, vor Gericht oder in Behörden. Das gilt ebenso für Arztbesuche oder sogar am Arbeitsplatz. Auch einige Museen bieten Führungen in Gebärdensprache an.
In einigen Fällen kannst du heute schon technisch zu Gesprächen hinzugeschaltet werden, im Regelfall bist du aber dort unterwegs, wo deine Auftraggeber dich anfordern. Das kann auch längere Anfahrtswege bedeuten.
Ausbildung zum Gebärdensprachdolmetscher / zur Gebärdensprachdolmetscherin
Wie läuft die Ausbildung zum Gebärdensprachdolmetscher ab?
Um Gebärdensprachdolmetscherin zu werden, kannst du ein Studium abschließen oder eine staatliche Prüfung bestehen. Der Zugang zum Beruf ist aber nicht gesetzlich geregelt. Viele Ausbildungen für Gebärdensprachdolmetscher richten sich an Personen, die bereits Vorkenntnisse in der Deutschen Gebärdensprache haben. Mit einem Studium hingegen kannst du die DGS von Grund auf erlernen. Einige Studiengänge kannst du berufsbegleitend absolvieren, andere fordern dich in Vollzeit. Für einen Bachelorabschluss solltest du mit rund 3,5 bis 4 Jahren Ausbildungszeit rechnen, für den anschließenden Master noch einmal 2 Jahre einplanen.
Dich erwarten nicht nur Sprachkurse, sondern auch Praktika und die Begleitung durch hörbehinderte Menschen und erfahrende Gebärdensprachdolmetscher.
Was lernt man in der Ausbildung als Gebärdensprachdolmetscher (m/w/d)?
In deiner Ausbildung als Gebärdensprachdolmetscher erwarten dich Inhalte wie Theorie des Dolmetschens und linguistische Grundlagen, um grundsätzlich gut dolmetschen zu können. Du erwirbst fundierte Kenntnisse in der Deutschen Gebärdensprache sowie Bezugsfächern. Das sind Fächer, in denen deine Sprachkenntnisse später gefragt sind, wie Jura oder Medizin.
Ein weiteres wichtiges Fach ist Deaf Studies, was sich mit der Kultur tauber Menschen und Taubengemeinschaften beschäftigt. So verstehst du besser, worauf es beim Gebärdensprachdolmetschen ankommt.
Und was braucht man alles, um als Gebärdensprachdolmetscher zu arbeiten? Wir zeigen dir jetzt im Folgenden, welchen Anforderungen du unter anderem gerecht werden musst.
- Deutsch
- Englisch
- Wirtschaft/Recht
- Konzentration und Einfühlungsvermögen
- Gespür für Sprache und Rechtschreibung
- Sorgfältige und genaue Arbeitsweise
- Umfeld: Büro, Besprechungsräume, Veranstaltungen
- Kontakt zu Menschen
- Unregelmäßige Arbeitszeiten
Für viele Studiengänge gibt es keine besonderen Voraussetzungen, damit du dich an der Hochschule einschreiben kannst. Lediglich das Abitur wird von dir erwartet.
Es gibt aber gewisse Fähigkeiten, die du mitbringen solltest, damit du als Gebärdensprachdolmetscherin erfolgreich wirst. Dazu gehören eine gute Auffassungsgabe und Merkfähigkeit. Gerade beim Konsekutivdolmetschen musst du dir einige Zeit lang merken, was gesagt wurde, um es dann in die Gebärdensprache zu übertragen. Du solltest über ein gutes Allgemeinwissen verfügen und gut auftreten können, schließlich stehst du oft im Zentrum der Aufmerksamkeit.
Übrigens kannst du auch Gebärdensprachdolmetscher werden, wenn du selbst taub bist.
Wie viel verdient ein Gebärdensprachdolmetscher in der Ausbildung?
Während deines Studiums oder deiner Ausbildung zum Gebärdensprachdolmetscher erhältst du kein Gehalt bzw. keine Ausbildungsvergütung. Je nach Akademie oder Hochschule können Studiengebühren oder Kosten für die Kurse anfallen. Im Gegenzug ist teils aber auch eine finanzielle Förderung, z. B. durch BAföG, möglich.
Vielleicht ist Gebärdensprachdolmetscher der richtige Beruf für dich, wenn
- dir Verständigung wichtig ist
- du ein gutes Gedächtnis hast
- du dich für viele Dinge interessiert
- du nicht so leicht aus der Ruhe zu bringen bist
Eine andere Ausbildung als Gebärdensprachdolmetscher passt besser zu dir, wenn
- deine Arme und Finger nur eingeschränkt beweglich sind
- du dich nicht lange konzentrieren kannst
- du nicht gerne im Team arbeitest
- du lieber einen klassischen Bürojob hättest
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Weiterbildung & Zukunftsaussichten
Wie auch in anderen Berufen, hast du auch als Gebärdensprachdolmetscher die Möglichkeit, dich beruflich weiterzuentwickeln. Hierbei führt der Weg über verschiedene Weiterbildungen. Welche Möglichkeiten du hier als Gebärdensprachdolmetscherin hast, zeigen wir dir im Folgenden.
Auch nach deinem abgeschlossenen Studium zur Gebärdensprachdolmetscherin oder deiner staatlichen Prüfung kannst und solltest du dich weiterbilden. Dazu kann die Aneignung spezifischen Vokabulars gehören, aber auch andere Anpassungsfortbildungen, die dich beispielsweise bei deiner Selbstständigkeit unterstützen. Darüber hinaus solltest du technische Neuerungen im Blick behalten und stetig prüfen, wie diese dich bei deiner Arbeit unterstützen können.
Gebärdensprachdolmetscher haben schon lange eine wichtige Tätigkeit ausgeübt, können aber durch die neuen technischen Möglichkeiten noch einfacher zugeschaltet werden. Bei Ausstellungen könntest du Videoaufzeichnungen machen, die neben den Texttafeln gezeigt werden. Inklusion ist ein Thema, das in den letzten Jahren verstärkt in den Vordergrund gerückt ist. In vielen Fällen besteht ein Rechtsanspruch auf einen Dolmetscher. Als Gebärdensprachdolmetscherin kannst du dich über eine spannende Zukunft voller vielseitiger Aufträge freuen.
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Weitere Infos
Bildnachweis:
„Gebärdensprachdolmetscherin bei der Arbeit“ ©Alberto Ortega - stock.adobe.com
„Gebärdensprachdolmetscher in einem Videogespräch“ ©chinnarach - stock.adobe.com