Glasveredler / Glasveredlerin
Ausbildung & Beruf
Heute ist dein Arbeitsort eine historische Kirche. Eines der kunstvollen Kirchenglasfenster, das mit einer aufwendigen Glasmalerei verziert ist, ist zerbrochen. Als Glasveredler im Bereich Glasmalerei und Kunstverglasung weißt du genau, wie du jetzt vorgehst. Schon bald wird das Fenster wieder in seinem vollen Glanz erstrahlen.
Berufsbild Glasveredler / Glasveredlerin
Was macht ein Glasveredler (m/w/d)?
Im Gegensatz zu Glasbläsern und Glasmachern stellen Glasveredler ihre Glasprodukte nicht von Grund auf her, sondern verarbeiten sie weiter. Hierbei bearbeitest du Glas oder glasähnliche Stoffe, um aufwendige Produkte wie Vasen, bemalte Glasfenster oder gravierte Ornamente herzustellen.
Deine Werke stellst du entweder selbständig oder nach Kundenauftrag her. Wenn du selbständig arbeitest, dann bist du auch für den Verkauf deiner Produkte zuständig.
Welche Glasprodukte du genau herstellst, hängt von deiner Spezialisierung ab. Du hast als Glasveredler die Wahl zwischen insgesamt 3 Fachrichtungen.
Entscheidest du dich für die Fachrichtung Glasmalerei und Kunstverglasung, dann wirst du viel mit historischen Objekten zusammenarbeiten. Denn hier stellst du nicht nur kunstvoll verzierte Glastüren oder -fenster her, du bist auch für die Restauration von historischen Glasgestaltungen, z. B. Kirchenfenstern, verantwortlich. Vor allem bei der Restauration wirst du auch mit anderen Werkstoffen wie Blei oder Messing arbeiten.
Als Glasveredlerin der Fachrichtung Kanten- und Flächenveredlung fokussierst du dich auf Flachglas, beispielsweise Spiegel, Glasscheiben oder -türen. Das Glas bearbeitest du durch Sandstrahlen oder Säuremattieren, um zu verspiegeln oder einen matten Effekt zu erzielen. Auch das Glas in Form zu schleifen, gehört zu deinen Aufgaben.
Zuletzt kannst du auch deinen Fokus auf die Spezialisierung Schliff und Gravur legen und Glasoberflächen kunstvoll und mit viel handwerklichem Geschick gravieren. Die Motive könnten hierbei Figuren, Schriften oder Reliefs sein. Aber auch Flach- und Hohlgläser wie Vasen oder Schalen bearbeitest du in dieser Fachrichtung.
Wie sieht der Berufsalltag als Glasveredler aus?
Dein Berufsalltag als Glasveredler wird je nach Spezialisierung und Auftrag sehr unterschiedlich ausfallen. In jedem Fall ist die Arbeit von Glasveredlerinnen stark handwerklich geprägt. Erste Designs und Schablonen werden hierbei von Hand oder am Computer erstellt. Bei der Glasbearbeitung kommen, je nach Spezialisierung, verschiedene Geräte zum Einsatz.
Glasveredler der Fachrichtung Schliff und Gravur nutzen beispielsweise Glassägen oder Graviermaschinen. In der Fachrichtung Glasmalerei und Kunstverglasung kommen auch Pinseln und Federn zum Einsatz. Fest steht, dass dieser Beruf sehr abwechslungsreich ist und du viele verschiedene Techniken erlernst.
In diesem Beruf wirst du auch um den Kundenkontakt nicht herumkommen. Du erstellst deine Kunstwerke beispielsweise nach Kundenauftrag oder berätst sie bei der Restauration oder Instandhaltung historischer Objekte.
In allen Fachrichtungen wirst du u. a. mit Glasstaub, Lärm und ggf. ätzenden Flüssigkeiten arbeiten. Deshalb ist eine Schutzkleidung wie eine Schutzmaske oder Handschuhe in diesem Beruf ein Muss.
Stellst du Produkte wie Spiegel, Fenster oder Wappen her, dann wirst du diese auch beim Kunden montieren. Hierbei kann es sein, dass du auf Gerüsten oder Leitern arbeitest und schwere, leicht zerbrechliche Ware tragen musst.
Wo arbeiten Glasveredler?
Glasveredler arbeiten vor allem in Werkstätten und Ateliers von Betrieben der Glasveredelung oder Glashütten. Je nach Fachrichtung können sie auch in Kunstglasereien arbeiten.
Bei der Montage, Restauration oder Instandhaltung werden sie auch beim Kunden eingesetzt. Das bedeutet, dass Glasveredler auch im Freien, auf Baustellen oder in historischen Gebäuden wie Kirchen arbeiten.
Ausbildung zum Glasveredler / zur Glasveredlerin
Wie läuft die Ausbildung zum Glasveredler ab?
Wenn du Glasveredlerin werden willst, dann musst du eine 3-jährige duale Ausbildung absolvieren. Eine duale Ausbildung absolvierst du sowohl in der Berufsschule als auch in deinem Ausbildungsbetrieb, damit du eine perfekte Mischung aus Theorie und Praxis erhältst.
Am Ende des 2. Ausbildungsjahres wirst du eine Zwischenprüfung ablegen, die dazu dient, deinen Wissensstand zu ermitteln. Nach dem 3. Jahr musst du dann noch die Abschlussprüfung bestehen, ehe du Glasveredler wirst.
Eines deiner Pflichten als Auszubildender ist es, ein Berichtsheft zu führen. In diesem hältst du all deine Aufgaben und Tätigkeiten fest. Es wird in regelmäßigen Abständen vom Ausbilder kontrolliert.
Im 3. Ausbildungsjahr kannst du dich auf eine der folgenden 3 Fachrichtungen spezialisieren:
- Glasmalerei und Kunstverglasung
- Kanten- und Flächenveredelung
- Schliff und Gravur
Was lernt man in der Ausbildung zum Glasveredler (m/w/d)?
Die Ausbildung zum Glasveredler läuft dual ab, bedeutet, dass du im Betrieb und der Berufsschule unterrichtet wirst. Im Betrieb lernst du alle wichtigen theoretischen Inhalte, beispielsweise:
- Wie du die verschiedenen Geräte handhabst
- Wie du Glas richtig bearbeitest
- Wie du aufwendige Verzierungen aufträgst
- Wie du mit diversen Klebern, Farben und Flüssigkeiten arbeitest
Im dritten Ausbildungsjahr werden dir dann noch fachspezifischen Inhalte, je nach Spezialisierung, beigebracht.
In der Berufsschule wird dir das benötigte theoretische Wissen gelehrt. Du belegst zum einen allgemeinbildende Fächer wie Deutsch, Wirtschaft und Sozialkunde, zum anderen wird dir auch fachspezifisches Wissen beigebracht, darunter:
- Die historische Entwicklung von Glas
- Wie man die richtige Glasart auswählt
- Wie man Motive erstellt
Wir haben dir nun alles Wichtige zum Ausbildungsinhalt und dem Berufsalltag gezeigt, doch welche Voraussetzungen muss man für die Ausbildung erfüllen? Das zeigen wir dir jetzt.
- Werken/Technik
- Kunst
- Mathe
- Sinn für Ästhetik
- Fingergeschick
- Sorgfältige Arbeitsweise
- Umfeld: Werkstätten
- Kundenkontakt
- Tragen von Schutzkleidung
Rechtlich gesehen, kannst du die Ausbildung zum Glasveredler mit jedem Abschluss beginnen. Vor allem die Ausbildungen mit der Spezialisierung Schliff und Gravur sowie Kanten- und Flächenveredlung können auch mit einem Hauptschulabschluss angefangen werden. Für die Fachrichtung Glasmalerei und Kunstverglasung werden aber hauptsächlich angehende Azubis mit Hochschulreife eingestellt.
Doch nicht nur dein Abschluss zählt, auch gute Noten in bestimmten Fächern können dir bei der Bewerbung weiterhelfen. Vor allem die Fächer Kunst, Mathe und Werken/Technik helfen dir hierbei.
Du kannst außerdem mit deinen persönlichen Stärken und Soft Skills im Berufsalltag punkten. Als Glasveredler solltest du über eine sorgfältige Arbeitsweise, Fingergeschick und einen Sinn für Ästhetik verfügen.
Wie viel verdient ein Glasveredler in der Ausbildung?
Die gute Nachricht: Da es sich bei dieser Ausbildung um eine duale Ausbildung handelt, wirst du auch ein Gehalt erhalten. Die Höhe der Ausbildungsvergütung hängt aber von einigen Faktoren ab, darunter der Standort deines Unternehmens und ob nach Tarifvertrag gezahlt wird oder nicht.
Machst du beispielsweise deine Ausbildung bei einem Betrieb, das nach dem Tarifvertrag für das Glaserhandwerk zahlt, dann kannst du mit folgender Vergütung rechnen:
- im 1. Ausbildungsjahr: 620 bis 835 Euro
- im 2. Ausbildungsjahr: 732 bis 900 Euro
- im 3. Ausbildungsjahr: 837 bis 955 Euro
Die Ausbildung zum Glasveredler könnte gut zu dir passen, wenn
- du einen kreativen Beruf suchst
- du gerne mit deinen Händen arbeitest
- du konzentriert arbeitest
- du gerne mit Kunden arbeitest
Ein anderer Beruf ist eine bessere Wahl, wenn
- du kein zeichnerisches Talent hast
- du keinen Kundenkontakt willst
- du nicht bei Dämpfen, Staub und Lärm arbeiten willst
- du einen Bürojob suchst
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Weiterbildung & Zukunftsaussichten
Nachdem du deine Ausbildung zum Glasveredler abgeschlossen hast, stehen dir viele Möglichkeiten für eine Weiterbildung offen. Wir unterscheiden hierbei zwischen 3 Weiterbildungsarten:
- Anpassungsweiterbildung
- Aufstiegsweiterbildung und
- Studium
Eine Anpassungsweiterbildung hilft dir, dein berufliches Wissen zu vertiefen. Als Glasveredler kannst du dich beispielsweise in der Glasverarbeitung, der Kunstmalerei oder den Klebetechniken spezialisieren.
Du willst deine Karriere so richtig ankurbeln? Dann wäre eine Aufstiegsweiterbildung perfekt für dich! Du könntest dich zum Beispiel zum Glasveredlermeister oder als Industriemeister der Fachrichtung Glas weiterbilden lassen.
Zuletzt käme natürlich auch ein Studium als Weiterbildung infrage. Du könntest beispielsweise einen der folgenden Studiengänge belegen:
- Keramiktechnik
- Glastechnik
- Produktdesign
- Industriedesign
Als Glasveredler wirst du zum Teil mit jahrhundertealten Gläsern und Techniken arbeiten, doch auch vor diesem Beruf macht die Digitalisierung keinen Halt. So kann zum Beispiel 3D-Laserscanning für Lasergravuren eingesetzt werden oder Geräte wie Schleifanlagen vernetzt und automatisiert werden. Bei Restaurationen können außerdem smarte Colour Readers, die genauen Farben historischer Gläser bestimmen und somit die Malerei erleichtern.
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Weitere Infos
Bildnachweis:
„Glasveredler“ ©KOTO - stock.adobe.com
„Glasveredler der Fachrichtung Glasmalerei und Kunstverglasung stellen Wappen her“ ©leiana - Fotolia
„Glasveredlerin graviert Glas“ ©Daniel Jędzura - stock.adobe.com
„Glasveredler veredeln Vasen und Gefäße“ ©Evgeny Itsikson – Shutterstock.com