Kinderarzt / Kinderärztin
Ausbildung & Beruf
7:30 Uhr – du schließt deine Praxis auf, legst deine Jacke ab, wäschst gründlich deine Hände und gehst in den ersten Behandlungsraum. In einer halben Stunde kommt deine erste Patientin – ein junges Mädchen. Gestern Abend hast du noch mit ihrer Mutter telefoniert. Deine Patientin klagt über starke Bauchschmerzen. Sofort bereitest du alles vor, damit du den Kleinsten und Kleinen so gut wie möglich helfen kannst.
Berufsbild Kinderarzt / Kinderärztin
Was macht ein Kinderarzt (m/w/d)?
Kinderärzte sind Mediziner, die sich auf die Behandlung der kleinen Patienten spezialisiert haben. Diesen Fachbereich nennt man Kinderheilkunde oder Pädiatrie. Im Arbeitsalltag in Klinik und Praxis sind Kinderärzte mit einer Vielzahl an Tätigkeiten beschäftigt. Neben Aufgaben in der Organisation und Verwaltung kümmern sie sich hauptsächlich um die Versorgung von kranken oder verletzten Kindern. Zum einen behandeln Kinderärzte dabei akute Erkrankungen wie Erkältungen oder Bauchschmerzen oder verbinden kleine Wunden. Dafür führen sie eine Untersuchung durch, indem sie beispielsweise die Bronchien und Lunge abhören, einen Ultraschall durchführen oder ein Blutbild erstellen. Erkennen sie dabei akute Notfälle, behandeln sie diese und ergreifen, wenn nötig, lebensrettende Maßnahmen und verabreichen Medikamente. Ausgehend von der jeweiligen Diagnose legen sie die Behandlung fest oder überweisen den kleinen Patienten an einen Facharzt. Patienten und Eltern werden dabei über die Diagnose, aber auch Therapiemöglichkeiten und Kosten beraten und informiert.
Zum anderen gehören auch die Überprüfung der kindlichen Entwicklung oder Vorsorgemaßnahmen, etwa im Rahmen einer Impfberatung, zum Alltag in der Kinderheilkunde. Dabei steht der Mediziner natürlich in engem Austausch mit den Eltern, die viel zur Entwicklung ihres Kindes wissen wollen, sich vielleicht Sorgen machen oder Tipps zu Gesundheit und Erziehung erfahren möchten. Ein Kinderarzt bzw. eine Kinderärztin ist also nicht nur für die Kleinen, sondern auch für deren Eltern da.
Als Kinderarzt kannst du mit einer Promotion oder Habilitation auch in der wissenschaftlichen Forschung und Lehre tätig werden. Somit kannst du an medizinischen Forschungen, beispielsweise an Universitätskliniken, teilnehmen. Darüber hinaus kannst du Vorlesungen und Seminare geben oder Forschungsberichte verfassen.
Wie sieht der Berufsalltag als Kinderarzt aus?
Als Kinderarzt bzw. Kinderärztin trägst du täglich eine hohe Verantwortung für die Gesundheit deiner Patientinnen und Patienten. Daher ist es wichtig, dass du als Kinderarzt stets konzentriert und sorgfältig arbeitest. Gleichzeitig arbeitest du täglich mit jungen und kranken Menschen. Deine jungen Patienten sind oft nervös, ängstlich oder auch schmerzempfindlich. Ihnen gegenüber solltest du dich daher mitfühlend und ruhig verhalten.
In deiner Arbeit als Kinderarzt bzw. Kinderärztin wirst du außerdem teilweise mit traurigen Schicksalen konfrontiert. Für deinen Alltag ist es also wichtig, dass du psychisch belastbar bist und mit den verschiedensten Fällen umgehen kannst. Du hast natürlich nicht nur Kontakt zu den jungen Menschen, sondern auch zu den Eltern bzw. Erziehungsberechtigten. Teilweise befindest du dich auch in Gesprächen mit Gesundheits- und Jugendämtern oder Schulen.
Je nachdem in welchem Bereich du arbeitest, können deine täglichen Aufgaben auch abweichen. Bist du beispielsweise in einem Krankenhaus, arbeitest du täglich eng mit einem Ärzte-Team aber auch mit medizinischem und pflegerischem Personal zusammen. Wenn du in einer Arztpraxis beschäftigt bist, erstellst du deine Diagnosen und Therapiepläne meist eigenständig. Auch deine Arbeitszeit ist davon abhängig. In Kliniken arbeitest du meist auch samstags, sonn- und feiertags und hast auch Nacht- und Bereitschaftsdienst. In Arztpraxen ist die Arbeitszeit meist abhängig von der Organisation und der Terminvergabe.
Als Kinderarzt bzw. Kinderärztin arbeitest du nicht nur mit deinen Händen, sondern auch mit modernen und komplexen Geräten der Medizintechnik. Wichtig in deinem Berufsalltag ist auch die Beachtung der ärztlichen Schweigepflicht. Außerdem musst du in deinem Beruf auf Hygienevorschriften achten. Dazu gehört auch Schutzkleidung wie Kittel, Mundschutz und Handschuhe.
Wo arbeitet ein Kinderarzt?
Eine Kinderärztin arbeitet im klassischen medizinischen Umfeld, also im Krankenhaus oder einer Arztpraxis. Jeder Mediziner kann selbst entscheiden, wo genau er oder sie langfristig nach der Ausbildung arbeiten möchte.
Im Krankenhaus gibt es weniger Verwaltungsaufwand, da dort eine spezielle Abteilung dafür zuständig ist. Dafür arbeiten Ärzte in einer Klinik oft lange Schichten und wissen häufig nicht, vor allem in der Notaufnahme oder auf der Intensivstation, was der Tag bringt. In diesem Bereich behandeln Kinderärzte auch oft Patienten mit schweren Erkrankungen.
Der Alltag in einer eigenen Praxis ist in der Regel besser strukturiert. Vor allem können Ärzte hier selbst entscheiden, wann ihre Sprechstunden stattfinden sollen. Die meisten Patienten kommen wegen leichten Erkrankungen zur Kinderärztin und viele Ärzte begleiten die Kinder über Jahre hinweg und beobachten ihre Entwicklung. Freiberufliche Ärzte müssen aber zusätzlich das Praxisteam führen und sich um die Verwaltung, wie Abrechnung und Buchhaltung, kümmern.
Ausbildung zum Kinderarzt / zur Kinderärztin
Wie läuft die Ausbildung zum Kinderarzt ab?
Um Kinderärztin zu werden, musst du zunächst Humanmedizin studieren. Das Studium dauert in der Regel 12 Semester, also 6 Jahre. Nach dem 2. Staatsexamen ist das Studium abgeschlossen und die Ausbildung zum Facharzt beginnt. In dieser Facharztausbildung kannst du dich auch auf Kinderheilkunde spezialisieren. Diese Ausbildung dauert weitere 5 Jahre. Wenn du dich künftig nicht nur Arzt, sondern auch Doktor nennen möchtest, musst du zusätzlich noch eine Doktorarbeit (Dissertation) schreiben.
Die allgemeine Hochschulreife ist Voraussetzung für das Medizinstudium. Und auch mit dem Abi in der Tasche ist es nicht immer leicht, einen Studienplatz zu bekommen. Neben dem erforderlichen Notendurchschnitt (Numerus Clausus), der für Medizin oft bei 1,0 liegt, können sich aber auch Wartesemester oder medizinische Vorkenntnisse auf die Zulassung auswirken.
Wenn du also bereits im medizinischen Bereich tätig bist, etwa als Pflegefachmann, Physiotherapeut oder Notfallsanitäter, hast du die Chance, auch ohne Abitur Kinderarzt zu werden. Voraussetzungen dafür sind:
- Ein mittlerer Schulabschluss
- Eine Ausbildung in einem medizinischen Beruf mit einer Abschlussnote von mindestens 2,5
- 3 oder mehr Jahre Berufserfahrung im medizinischen Umfeld
Erfüllst du diese Punkte, erhältst du die fachgebundene Studienberechtigung und kannst dich für einen Studienplatz in Medizin bewerben. Aber auch Meister, Techniker und Fachwirte erhalten im Rahmen ihrer Ausbildung meist eine allgemeine Hochschulzugangsberechtigung, und können dadurch sogar Medizin studieren, ohne medizinisches Vorwissen zu besitzen.
Was lernt man in der Ausbildung zum Kinderarzt?
In deinem Humanmedizin-Studium erhältst du zunächst wissenschaftliches und praktisches Wissen in den Bereichen Anatomie, Physiologie, Biochemie, Genetik und Pharmakologie, Medizinischer Psychologie, Medizinischer Soziologie sowie in weiteren Teilbereichen der Medizin. Diese sind beispielsweise folgende:
- Allgemeinmedizin
- Chirurgie
- Innere Medizin
- Kinderheilkunde
- Neurologie
In deiner Weiterbildung zum Kinderarzt lernst du einerseits übergreifende Inhalte, wie beispielsweise die normale und pathologische Entwicklung von Kindern von der Geburt bis zum Abschluss der mentalen und sozialen Reife. Außerdem beschäftigst du dich mit Entwicklungsstörungen, Verhaltensstörungen und Behinderungen. Beigebracht werden dir auch Inhalte zu Notfällen, zur Intensivmedizin und zu neonatologischen Erkrankungen. Wichtig sind außerdem Inhalte zu Besonderheiten der Jugendmedizin.
Dir werden zudem auch allgemeine Weiterbildungsinhalte vermittelt. Du vertiefst Grundlagen, wie ethische, wissenschaftliche und rechtliche Grundlagen des ärztlichen Handelns. Auch patientenbezogene Inhalte, wie Wissen zu medizinischen Notfallsituationen und lebensrettenden Sofortmaßnahmen, lernst du kennen.
Spezialisierungen für Kinderärzte
Die Kindermedizin (Pädiatrie) ist in vier Fachbereiche aufgeteilt, auf die sich Ärzte spezialisieren können:
- Kinderhämatologie und Kinderonkologie: In diesem Bereich behandelt der Kinderarzt kleine Patienten mit Blut- und Krebserkrankungen.
- Kinderkardiologie: Auch auf Herzerkrankungen, wie Herzfehler oder Herzrhythmusstörungen, können sich Kinderärzte spezialisieren.
- Neonatologie: Die Behandlung von Früh- oder Neugeborenen ist ein Fachgebiet, das ganz besonderes Feingefühl erfordert.
- Neuropädiatrie: In diesem Fachbereich ist der Arzt auf die Behandlung von Erkrankungen des zentralen Nervensystems bei Kindern spezialisiert.
Gute Noten in Chemie und Biologie sind eine gute Grundlage für das Medizinstudium. Die Vorkenntnisse in diesem Bereich helfen dir dabei, die komplexen Abläufe im menschlichen Körper zu verstehen. Auch das Schulfach Deutsch kann wichtig sein, wenn es darum geht, Patientenakten zu führen und mit den Kindern und ihren Eltern zu kommunizieren. Du solltest aber auch die richtigen Stärken für diesen Beruf mitbringen: Ausgeprägte analytische Fähigkeiten helfen dir dabei, Diagnosen zu stellen und Behandlungsmöglichkeiten zu finden. Vor allem im Umgang mit den kleinen Patienten solltest du besonders genau und sorgfältig arbeiten. Dabei musst du dir immer deiner Verantwortung bewusst sein. Dein Arbeitsumfeld ist eine Klinik oder Arztpraxis. Besonders zu Beginn deiner Ausbildung als Kinderarzt wirst du viel in der Schichtarbeit eingesetzt.
- Biologie
- Chemie
- Pädagogik
- Empathie
- Feingefühl
- Sorgfalt und Genauigkeit
- Umfeld: Arbeit in Praxen oder Krankenhäusern
- Enger Kontakt mit Menschen
- i. d. R. keine Dienstreisen
Mit einem guten Verständnis für Biologie und Chemie lassen sich die medizinischen Fachkenntnisse im Studium und der Facharztausbildung leichter aneignen. Ein Kinderarzt bzw. eine Kinderärztin braucht auf jeden Fall Durchhaltevermögen und Leidenschaft für den Beruf, um das Studium erfolgreich abzuschließen und die vielen Arbeitsstunden im Schichtdienst zu meistern.
Auch Empathie ist für eine Kinderärztin bzw. einen Kinderarzt sehr wichtig. Bei jeder Behandlung muss man das Vertrauen der Eltern und Kinder erlangen, und dabei einfühlsam und achtsam vorgehen. Mit ausreichend Geduld und pädagogischem Feingefühl kommt ein Kinderarzt auch mit schwierigen oder extrem ängstlichen Patienten gut zurecht.
Kinderärzte und Ärztinnen behandeln oft aber auch schwierige oder traurige Fälle. Selbst wenn die Chancen für einen kleinen Patienten schlecht stehen, sollte der Arzt immer positiv auftreten und sich ein dickes Fell zulegen, um nach der Arbeit abschalten zu können.
Wie viel verdient ein Kinderarzt in der Ausbildung?
Bei der Kinderarzt-Ausbildung handelt es sich zunächst um ein Hochschulstudium und später eine Facharzt-Weiterbildung. Während des Studiums bekommst du keine Vergütung, erhältst in der Regel also kein Gehalt. Hast du dein Studium bereits abgeschlossen, kannst du deine Weiterbildung beginnen. Während der Weiterbildung verdienst du gut. Möglich sind Beträge zwischen 5.100 und 6.550 Euro (bei Eingruppierung in Entgeltgruppe Ä1). Außerdem ist die Weiterbildung weitgehend kostenfrei. Für die Abschlussprüfung können jedoch Prüfungsgebühren anfallen.
Der Beruf Kinderarzt passt gut zu dir, wenn
- du gerne mit jungen Menschen arbeitest
- du empathisch und geduldig bist
- es dir am Herzen liegt, anderen Menschen zu helfen
Ein anderer Beruf passt besser zu dir, wenn
- du nicht studieren möchtest
- du keine Kinder magst
- du kein Blut sehen kannst
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Eine Tätigkeit im Bereich Medizin, Pflege & Gesundheit kannst du dir gut vorstellen, aber du bist noch nicht sicher, welcher Beruf am besten zu dir passt? Dann schau dir noch folgende verwandte Berufe an:
Weiterbildung & Zukunftsaussichten
Bei Weiterbildungen unterscheiden wir zwischen 3 verschiedenen Wegen:
- Anpassungsfortbildung
- Aufstiegsfortbildung
- Studium
Bei Anpassungsfortbildungen geht es darum, dein Wissen aktuell zu halten, um beispielsweise neue Entwicklungen in Bereichen wie Humanmedizin, Medizintechnik, Strahlenschutz oder Gesundheitsmanagementkennenzulernen. Aufbauend auf deine Facharzt-Weiterbildung kannst du auch eine zweijährige Schwerpunkt-Weiterbildung in den Schwerpunkten Jugend-Hämatologie und -Onkologie, Kinder- und Jugend-Kardiologie, Neonatologie oder Neuropädiatrie absolvieren.
Eine Aufstiegsfortbildung hilft dir dabei, beruflich voranzukommen und Karriere zu machen. Als Kinderarzt eignet sich hier ein weiterführendes Studium. In der Regel ist auch eine Promotion wichtig, um eine höhere Stellung in einer Klinik zu erreichen.
Typische Studiengänge sind:
- Gesundheitsmanagement, -ökonomie
- Gesundheitswissenschaft, Public Health
- Medizin-, Pflegepädagogik
- Medizinische Informatik
In Zukunft wird sich in der Medizin einiges ändern. Durch den Einsatz künstlicher Intelligenz (KI) im medizinischen Bereich können Ärzte bei der Diagnostik erheblich unterstützt werden. Halbautomatische Laborstraßen helfen bereits dabei, Blut zu untersuchen, in manchen Kliniken sortieren Roboter Gewebeproben oder assistieren sogar bei Operationen. Computer mit lernfähiger Software lernen bei jeder Blut- oder Gewebeanalyse dazu, fertigen selbstständig Software-Updates an und können künftig bei der Datenanalyse und bei Diagnosen unterstützen.
Im Zuge der Digitalisierung soll auch für eine bessere Versorgung gesorgt werden. Das Gesundheitssystem soll effizienter werden und Gesundheitsdaten besser für die Forschung bereitstehen. Für Patienten wird es künftig möglich sein, Rezepte über Gesundheits-Apps zu erhalten oder Online-Sprechstunden in Anspruch zu nehmen.
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Weitere Infos
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