Am Nachmittag steht für dich als Sattler noch ein wichtiges Kundengespräch an. Ihr habt bereits telefoniert und erste Details besprochen. Bisher weißt du, dass der Kunde sich eine neue schicke Innenausstattung und neue bequemere Polster für seinen Oldtimer wünscht. Heute besprecht ihr bereits erste Entwürfe und Materialvorschläge. Zum Glück hast du alles vorbereitet, sodass der Fertigung bald hoffentlich nichts mehr im Wege steht.
Berufsbild Sattler / Sattlerin
Was macht ein Sattler (m/w/d)?
Als Sattler bzw. Sattlerin arbeitest du hauptsächlich mit Leder und anderen Textilien. Du sorgst dafür, dass für verschiedene Produkte die passenden Lederteile sowie Polsterungen hergestellt und angebracht werden. Die Ausbildung zum Sattler bzw. zur Sattlerin wird in 3 verschiedenen Fachrichtungen angeboten:
- Sattler – Fahrzeugsattlerei
- Sattler – Feintäschnerei
- Sattler - Reitsportsattlerei
Je nach gewählter Fachrichtung kommen als Sattler verschiedene Aufgaben auf dich zu.
Entscheidest du dich für den Bereich Fahrzeugsattlerei, bist du in erster Linie für die Inneneinrichtung von Fahrzeugen zuständig, d. h. du stellst Innenausstattungen und Polsterungen her, beziehst und polsterst Autositze, montierst Verdecke für Cabriolets oder LKW-Planen. Daneben gehört es auch zu deinen Aufgaben, beschädigte und alte Ausstattungen zu reparieren oder zu restaurieren.
Deine Arbeit beginnt meist mit einem Gespräch mit dem Kunden, um passende Materialien und Hilfsstoffe festzulegen. Bevor du die Sitze, Lehnen oder Kopfstützen dann beziehst, nimmst du Maß und schneidest das Leder zu. Einzelne Lederteile verbindest du als Sattler mit Nähten. Um die Fahrzeugsitze oder Kopfstützen später zu polstern, stellst du zuerst sogenannte Polsteraufbauten her, formst, klebst und wattierst Schaumstoffe. Anschließend kümmerst du dich als Sattler bzw. Sattlerin um die Montage: Du setzt Scheiben ein, montierst Verdecke und Planen und bringst die Fahrzeuginnenverkleidungen an.
Hast du die Ausbildung in der Fachrichtung Feintäschnerei gewählt, bist du in erster Linie für die Fertigung von Handtaschen, Geldbörsen, Handschuhe und Koffern zuständig. Dabei arbeitest du oft nach Kundenwunsch, kannst aber auch eigene Entwürfe benutzen, um Einzelstücke oder Kleinserien herzustellen. Als Sattler – Feintäschnerei arbeitest du vor allem mit Leder sowie Textilien und Kunststoffen.
Um neue Lederwaren zu entwerfen, fertigst du zunächst Musterzeichnungen an, entwickelst Schnittmuster und Schablonen. Danach schneidest du die Lederelemente zu und stanzt Einzelteile mit der Stanzmaschine aus. Weitere Tätigkeiten sind das Schärfen des Leders und das Zusammenkleben der einzelnen Teile. Zudem stehen Abschlussarbeiten an, beispielsweise müssen Futter, Reißverschlüsse oder auch Ringe und Griffe angebracht und eingearbeitet werden. Um die Produkte verkaufsfertig zu machen, kümmerst du dich um Verzierungen, Firmenlogos oder Prägungen und besserst Farbschäden oder Unregelmäßigkeiten aus.
Entscheidest du dich für die Fachrichtung Reitsportsattlerei, stellst du vor allem Sättel, Geschirre und sonstige Reitsportartikel her. Dabei arbeitest du als Sattler – Reitsportsattlerei meist nach Kundenwunsch und sorgst dafür, dass der Sattel individuell an Pferd und Reiter angepasst ist. Zunächst wird dafür am Pferd Maß genommen. Darüber hinaus werden aber auch die Bewegungen des Pferdes beobachtet und anatomische Kenntnisse von Pferden miteinbezogen. Danach kümmerst du dich um den Zuschnitt und die Bearbeitung des Leders sowie die Herstellung von Polsterungen.
Wie sieht der Berufsalltag als Sattler aus?
Wie genau dein Berufsalltag als Sattler bzw. Sattlerin aussieht, hängt natürlich von deiner gewählten Fachrichtung und deinem Betrieb ab.
Allgemein kannst du als Sattler jedoch damit rechnen, mit technischen Unterlagen, Geräten, Maschinen und Anlagen zu arbeiten. Beispielsweise benutzt du im Berufsalltag Stanz-, Zuschneide- oder spezielle Nähmaschinen sowie Klebemaschinen. Darüber hinaus ist die Arbeit per Hand gefragt. Denn Sattler fertigen Schnittmuster und Schablonen oder schneiden Lederelemente und Stoffe zu. Aber auch bei der Arbeit mit Polsterungen ist präzises Arbeiten das A und O. Bei der Arbeit solltest du als Sattler bzw. Sattlerin stets sorgfältig vorgehen, damit das Ergebnis oder das Produkt fehlerlos vorliegt.
Meist befindest du dich während der Arbeit in Werkstätten oder Produktionshallen. Hier solltest du mit Lärm, beispielsweise durch Maschinen, sowie Rauch, Staub und Dämpfen, beispielsweise aufgrund der Klebstoffe, rechnen. Üblich ist in solchen Fällen auch das Tragen von Schutzkleidung wie Atemschutzmasken oder Gehörschutz. Bei deinen Arbeitszeiten handelt es sich in der Regel um Schichtarbeit.
Als Sattler bzw. Sattlerin kommst du in jeder Fachrichtung auch in Kontakt mit Kunden. Meist geht es darum, sie hinsichtlich Materialien, Gestaltungsmöglichkeiten oder Reparaturmöglichkeiten zu beraten.
Wo arbeitet man als Sattler?
Als Sattler bzw. Sattlerin arbeitest du in erster Linie in Werkstätten und Produktionshallen. Manchmal befindest du dich auch im Freien. Allgemein kannst du als Sattler Beschäftigung in Fachbetrieben des Sattlerhandwerks finden.
Je nach Fachrichtung hast du jedoch noch weitere Beschäftigungsorte. Als Sattler der Fachrichtung Reitsportsattlerei kannst du unter anderem auch in Unternehmen der Sportartikelindustrie tätig sein. Entscheidest du dich dagegen für die Fachrichtung Fahrzeugsattlerei, kannst du in Fahrzeugsattlereien, in Zulieferbetrieben der Kraftfahrzeugindustrie oder in Reparaturwerkstätten für Oldtimer-Restaurierung tätig werden. Als Sattler der Fachrichtung Feintäschnerei findest du Beschäftigung in Betrieben der Lederwarenindustrie, in Betrieben des Sattler- und Feintäschnerhandwerks oder im Reparaturservice von Lederwarenfachgeschäften.
Ausbildung zum Sattler / zur Sattlerin
Wie läuft die Ausbildung zum Sattler ab?
Bei der Ausbildung zum Sattler handelt es sich um eine duale Ausbildung, d. h. du befindest dich während der Ausbildungszeit im Betrieb und in der Berufsschule. In der Regel dauert die Ausbildung 3 Jahre, unter Umständen ist aber auch eine Verkürzung möglich. Die genauen Regelungen dazu findest du im Berufsbildungsgesetz (BBiG).
In der Berufsschule lernst du das nötige theoretische Hintergrundwissen, während du im Betrieb bereits konkrete, praktische Aufgaben übernimmst.
Während deiner Ausbildung musst du als Ausbildungsnachweis ein Berichtsheft über deine Aufgaben und Tätigkeiten führen. Darin hältst du fest, welche Aufgaben und Inhalte du in deiner Ausbildung zum Sattler erlernst. Dein Ausbilder überprüft dein Berichtsheft regelmäßig.
Vor dem Ende des zweiten Ausbildungsjahres absolvierst du eine Zwischenprüfung. Am Ende der Ausbildung wartet die Abschlussprüfung oder Gesellenprüfung auf dich.
Was lernt man in der Ausbildung zum Sattler?
In der Ausbildung zum Sattler bzw. zur Sattlerin befindest du dich im Wechsel in Betrieb und Berufsschule.
Im Betrieb lernst du unter anderem, welche Arten von Leder es gibt, wie man sie unterscheiden und verarbeiten kann. Zudem wird dir vermittelt, welche Werk- und Hilfsstoffe es gibt, beispielsweise Textilien, Klebstoffe oder Kunststoffe. Daneben werden dir Techniken aus dem Polsterer Beruf gezeigt, beispielsweise welche Polsterungsarten es gibt und wie man Polsterteile herstellt.
Je nach gewählter Fachrichtung wirst du zusätzlich in spezifischen Bereichen unterrichtet. Beispielsweise lernst du als Sattler der Fachrichtung Fahrzeugsattlerei, wie man Fahrzeugteile ein- und ausbaut, wie man Innenverkleidungen restauriert und wie man Verdecke und Planen montiert. Als Sattler – Reitsportsattlerei wird dir dagegen gezeigt, welche anatomischen Merkmale und Bewegungsabläufe bei Pferden zu beachten sind, wie man Sattelteile misst und zuschneidet und wie man Sättel restauriert. Entscheidest du dich für die Ausbildung zum Sattler – Feintäschnerei lernst du stattdessen, wie man Entwurfsskizzen anfertigt, wie man Leder von Hand schärft, wie man Lederwaren herstellt und prägt.
In der Berufsschule wirst du zum einen in allgemeinbildenden Fächern wie Deutsch und Wirtschafts- und Sozialkunde unterrichtet. Zum anderen werden dir Kenntnisse in berufsspezifischen Lernfeldern vermittelt, beispielsweise wie man einen Fertigungsprozess überwacht oder Kundenaufträge kalkuliert und dokumentiert.
Um Sattler zu werden, solltest du bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Zunächst zu den schulischen Voraussetzungen: Für den Ausbildungsberuf Sattler wird rein rechtlich keine bestimmte Schulbildung vorausgesetzt. Oft stellen Betriebe jedoch Auszubildende mit Hochschulreife oder mit mittlerem Bildungsabschluss ein.
Um die Ausbildung zum Sattler bzw. zur Sattlerin erfolgreich zu meistern, sind gute Noten in den Fächern Werken/Gestalten und Mathematik von Vorteil. Fähigkeiten im Bereich Werken helfen dir dabei, das Material präzise zuzuschneiden. Mathematische Kenntnisse dienen dagegen dazu, den Materialbedarf zu berechnen. Möchtest du die Ausbildung zum Sattler – Reitsportsattlerei absolvieren, ist auch Wissen im Fach Biologie hilfreich, um sich die Anatomiekenntnisse über Pferde besser anzueignen.
Neben schulischen Voraussetzungen spielen auch persönliche Voraussetzungen eine große Rolle bei der Entscheidung für einen Ausbildungsberuf. Für die Ausbildung zum Sattler solltest du unter anderem Geschicklichkeit und handwerkliches Geschick mitbringen. Diese Fähigkeiten brauchst du, um die Lederteile zu vernähen, Reißverschlüsse einzuarbeiten oder um das Leder nach Schablonen zu bearbeiten. Zudem solltest du sorgfältig arbeiten können, beispielsweise beim Abmessen und Zuschneiden.
Zuletzt ist natürlich dein eigenes Interesse wichtig. Um den Beruf später erfolgreich auszuüben, sollten dir handwerkliche Tätigkeiten Spaß machen. Außerdem solltest du dich für die entstehenden Produkte interessieren. Als Sattler – Feintäschnerei sollten dir beispielsweise Taschen oder Koffer gefallen, als Sattler – Reitsportsattlerei solltest du keine Angst vor Pferden haben.
- Werken/Technik
- Mathematik
- Biologie
- Geschicklichkeit & handwerkliches Talent
- Sorgfalt & Genauigkeit
- Kreativität
- Umfeld: Werkstatt, Produktionshalle
- Schichtarbeit
- Arbeit unter Lärm
Wie viel verdient man als Sattler in der Ausbildung?
Als Sattler bzw. Sattlerin kannst du je nach Branche mit Ausbildungsvergütungen in diesen Spannbreiten rechnen:
- im 1. Ausbildungsjahr: 650 bis 1.154 Euro
- im 2. Ausbildungsjahr: 740 bis 1.187 Euro
- im 3. Ausbildungsjahr: 840 bis 1.261 Euro
Beachte: Deine Ausbildungsvergütung variiert, wie du siehst, stark, je nachdem in welcher Branche du tätig bist. Wirst du beispielsweise nach dem Raumausstatter- und Sattlerhandwerk bezahlt, erhältst du die geringste Vergütung. Gilt bei deiner Ausbildung der Tarifvertrag der Metall- und Elektroindustrie, kannst du mit deutlich höheren Ausbildungsvergütungen rechnen.
Quelle: Tarifinformationen des Bundes und der Länder (z.B. Bundesministerium für Arbeit und Soziales, WSI-Tarifarchiv, Tarifarchive der Bundesländer)
Lisa (22) absolviert momentan eine Ausbildung zur Modeschneiderin und befindet sich im 3. Ausbildungsjahr bei der FALKE KGaA in Schmallenberg. AZUBIYO hat sie von ihren ersten Eindrücken berichtet. „In meiner Ausbildung läuft alles rund. Das Umfeld ist genial, unsere Ausbilderin und die Kolleginnen und Kollegen stehen uns immer bei Fragen und ratlosen Blick...
Die Arbeit als Sattler bzw. Sattlerin ist ideal für dich geeignet, wenn
- du gerne handwerklich tätig bist
- du sorgfältig und präzise arbeiten kannst
- du gerne in Werkstätten oder Produktionshallen arbeiten möchtest
- das Tragen von Schutzkleidung kein Problem für dich darstellt
Sattler ist nicht der passende Beruf für dich, wenn
- du ungern mit Kunden in Kontakt sein möchtest
- du lieber im Büro arbeiten möchtest
- dir die Arbeit mit technischen Geräten keinen Spaß macht
- du dich nicht für Leder, Textilien oder ähnliche Stoffe interessierst
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Eine Tätigkeit im handwerklichen Bereich kannst du dir gut vorstellen, aber du bist noch nicht sicher, welcher Beruf am besten zu dir passt? Dann schau dir noch folgende verwandte Berufe an:
Weiterbildung & Zukunftsaussichten
Möchtest du dich selbst weiterentwickeln, ist das als Sattler bzw. Sattlerin natürlich auch möglich. Bei Weiterbildungen unterscheiden wir zwischen 3 verschiedenen Wegen:
- Anpassungsfortbildung,
- Aufstiegsfortbildung &
- Studium.
Bei Anpassungsfortbildungen geht es darum, dein Wissen aktuell zu halten, um beispielsweise neue Entwicklungen in den Bereichen Lederverarbeitung oder Polsterei kennenzulernen.
Mit einer Aufstiegsfortbildung willst du Karriere machen. Hierfür kannst du eine Weiterbildung zum Sattler- und Feintäschnermeister, zum Techniker – Schuhtechnik oder zum Technischen Fachwirt anschließen.
Auch der Weg über ein Studium eignet sich. Passende Studiengänge sind:
- Textil-, Bekleidungstechnik
- Produkt-, Industriedesign
- Konservierung, Restaurierung
Für Sattler und Sattlerinnen ergeben sich aufgrund der fortschreitenden Digitalisierung neue Möglichkeiten und Technologien. Als Sattler der Fachrichtung Feintäschnerei hast du beispielsweise die Chance, dich mit dem Verfahren des 3D-Drucks oder des 3D-Laserscannings zu befassen. 3D-Druck kannst du beispielsweise nutzen, um Schriftstücke oder andere Funktionsobjekte für Leder- und Stoffarbeiten herzustellen. 3D-Laserscanning dient dazu, Modellentwürfe für neue Lederwaren auszumessen und direkt in CAD-Programmen weiterzubearbeiten. Als Sattler der Fachrichtung – Fahrzeugsattlerei kannst du diese Verfahren auch nutzen, um die Innenräume von Fahrzeugen korrekt auszumessen.
Beliebte Berufe
Weitere Infos
Bildnachweis:
„Arbeitsumfeld Sattler" ©ene - shutterstock.com;
„Sattler beziehen und polstern Autositze" ©Dexto - stock.adobe.com;
„Sattler arbeiten mit Leder und Werkstoffen" ©Maksim Toome - Fotolia;
„Sattler fertigen Taschen, Geldbörsen und Handschuhe aus Leder" ©Seventyfour - stock.adobe.com;
„Sattler arbeiten in der Werkstatt" ©AnnaStills - stock.adobe.com;
„Sattler beobachten die Bewegungen von Pferden vor der Fertigung des Sattels" ©Gerhard Bittner - stock.adobe.com