Heute tauschst du als Schifffahrtskaufmann Computer und Tastatur gegen wetterfeste Schutzkleidung. Denn heute arbeitest du nicht am Computer im Büro, sondern gehst auf ein Schiff. Vor Ort überprüfst du die verschiedenen Container. Dabei prüfst du beispielsweise die Vollständigkeit der Ladung und deren Unversehrtheit. Ein Schiff kann zahlreiche Container laden. Das aktuell größte Containerschiff mit 400 Metern Länge hält beispielsweise über 21.000 Stellplätze bereit. Auf dem heutigen Schiff sind es zum Glück nicht so viele, sodass du alle vorgesehenen Container an einem Tag kontrollieren kannst.
Berufsbild Schifffahrtskaufmann / Schifffahrtskauffrau
Was macht ein Schifffahrtskaufmann (m/w/d)?
Für den Beruf Schifffahrtskaufmann bzw. Schifffahrtskauffrau kannst du zwischen 2 verschiedenen Fachrichtungen wählen:
- Linienfahrt und
- Trampfahrt.
Die Linienfahrt bezeichnet in diesem Fall den regelmäßigen Seeverkehr, während die Trampfahrt ohne festen Fahrplan oder feste Routen stattfindet. Dadurch erhält die Trampfahrt auch die Bezeichnung Bedarfsschifffahrt. Die Aufgaben überschneiden sich größtenteils, dennoch gibt es ein paar Unterschiede in Abhängigkeit von der Fachrichtung. In beiden Fachrichtungen steuerst, planst und organisierst du den Transport von Gütern.
In der Linienfahrt finden regelmäßige Fahrten auf festen Routen statt. Daher berätst du in dieser Fachrichtung beispielsweise Kunden über die verschiedenen Möglichkeiten. Dabei spielt auch der kombinierte Verkehr eine Rolle, also die Kombination aus Schifffahrt und beispielsweise Schienenverkehr.
Hingegen erwarten dich in der Trampfahrt ungeplante Schifffahrten. Um das Schiff in diesem Fall optimal auszulasten und keinen wertvollen Platz zu vergeuden, sorgst du für eine bestmögliche Auslastung. Hierfür akquirierst du beispielsweise Fracht, indem du den Platz auf dem Schiff anderen Unternehmen anbietest oder den Frachtplatz auf einem anderen Schiff buchst.
Wie sieht der Berufsalltag als Schifffahrtskaufmann aus?
In deinem Berufsalltag als Schifffahrtskaufmann bzw. Schifffahrtskauffrau arbeitest du vorrangig am Computer mit verschiedenen Programmen. Die Programme halten beispielsweise für dich die aktuellen Tarife oder andere Informationen bereit. Über diese Programme regelst du zusätzlich die Auslastung der Schiffe mit der Fracht, die Routen und die gesamte Abwicklung. Dazu gehören die Liegeplätze, die Verladung der Fracht und die Ladungspapiere. Auch im Freien trifft man dich an, wenn du beispielsweise die Container überprüfst oder Lade- und Löscharbeiten organisierst.
In diesem Beruf handelst du nahezu täglich Verträge aus. Hierfür stehst du im engen Kontakt mit Kunden und Auftraggebern. Du triffst Vereinbarungen, verhandelst Preise mit den Schiffseignern und anderen Dienstleistern. Für die optimale Auslastung stehst du zusätzlich im engen Kontakt mit sogenannten Befrachtungsmaklern und Transportunternehmen. Durch diesen Kontakt beschaffst du beispielsweise Aufträge für den Transport.
Außerdem erwarten dich als Schifffahrtskaufmann bzw. Schifffahrtskauffrau kaufmännische Aufgaben. Du veranlasst Zahlungen, stellst Rechnungen und übernimmst die Planung der Kosten. Mithilfe der Kosten entwickelst du beispielsweise marktgerechte Angebote.
Wo arbeitet man als Schifffahrtskaufmann?
Mit deiner Ausbildung als Schifffahrtskaufmann bzw. Schifffahrtskauffrau arbeitest du in Abhängigkeit von deiner Fachrichtung beispielsweise in Trampreedereien oder in Linienreedereien. Auch bei Schiffs- und Befrachtungsmaklern oder in der Seehafenspedition kannst du deine Fähigkeiten einsetzen.
Ausbildung zum Schifffahrtskaufmann / zur Schifffahrtskauffrau
Wie läuft die Ausbildung zum Schifffahrtskaufmann ab?
In deiner dualen Ausbildung zur Schifffahrtskauffrau bist du im Wechsel in Betrieb und Berufsschule. Im Betrieb erlernst du die praktische Seite des Berufsbildes Schifffahrtskaufmann und übernimmst konkrete Aufgaben. In der Berufsschule wird dir das theoretische Hintergrundwissen vermittelt.
Während deiner Ausbildung musst du als Ausbildungsnachweis ein Berichtsheft über deine Aufgaben und Tätigkeiten führen. Darin hältst du fest, welche Aufgaben und Inhalte du in deiner Ausbildung zum Schifffahrtskaufmann erlernst. Dein Ausbilder überprüft dein Berichtsheft regelmäßig.
In der Mitte des zweiten Ausbildungsjahres absolvierst du eine schriftliche Zwischenprüfung. Am Ende der Ausbildung warten 4 schriftliche und eine mündliche Abschlussprüfung in Form eines fallbezogenen Fachgesprächs auf dich. Nach Bestehen bist du staatlich anerkannter Schifffahrtskaufmann.
Was lernt man in der Ausbildung als Schifffahrtskaufmann?
Während deiner Ausbildung im Betrieb lernst du die praktischen Aufgaben entsprechend deiner Fachrichtung kennen. Dazu gehören die unterschiedlichen Schifffahrtswege, die Abfertigung und auch die kaufmännischen Aufgaben.
In der Berufsschule lernst du das theoretische Wissen für den Berufsalltag kennen. Du lernst, wie du den Transportmarkt analysierst und beurteilst oder die Kosten richtig kalkulierst.
Welche Inhalte und Themen dich unter anderem in deiner Ausbildung erwarten, erklärt dir das Azubiyo-Ausbildungslexikon:
- C wie Controlling: Planung, Steuerung und Kontrolle – im Controlling läuft alles zusammen. Damit du hier nicht den Überblick verlierst, lernst du in deiner Ausbildung wie man z.B. Statistiken erstellt, bewertet und präsentiert.
- P wie Proviant: Ahoi! Damit ein Schiff startklar ist und auslaufen kann, kümmerst du dich vorab um die Versorgung, d.h. genügend Betriebsmittel, ausreichend Treibstoff und Proviant für die Besatzung.
- S wie Schiffstypen: Damit Schiffe optimal ausgelastet sind, musst du den passenden Schiffstyp auswählen. Daher lernst du in deiner Ausbildung, welche Typen von Schiffen es hinsichtlich Technik und Einsatzmöglichkeiten gibt.
Weitere Infos zu den Inhalten und dem Ablauf der Ausbildung findest du in der Ausbildungs- und Prüfungsverordnung zum Schifffahrtskaufmann.
Hier zeigen wir dir, welche Schulfächer und Stärken besonders wichtig für die Ausbildung sind und welche Arbeitsbedingungen in diesem Beruf typisch sind:
- Mathe
- Geografie/ Erdkunde
- Englisch
- Analytische Fähigkeiten
- Sorgfalt & Genauigkeit
- Selbstorganisation
- Umfeld: Büro
- Schichtarbeit
- Möglichkeit, später im Ausland zu arbeiten
Schifffahrtskaufmann bzw. Schifffahrtskauffrau kannst du theoretisch mit jedem Schulabschluss oder sogar ohne Abschluss werden. Die große Mehrheit der Azubis besitzt das (Fach-)Abitur wie das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) erhoben hat. Ein sehr kleiner Teil startet mit Realschulabschluss in die Lehre. Wenige beginnen die Ausbildung mit Hauptschulabschluss oder ohne Schulabschluss.
Für die Ausbildung sind gute Noten in Mathe von Vorteil, da du Kalkulationen vornimmst und Rechnungen erstellst. Außerdem kannst du mit guten Leistungen in Englisch und Geografie/Erdkunde auf alle Fälle punkten, da du international mit Kunden in Kontakt stehst und diese auch außerhalb Europas sitzen können. Aber auch wenn du in diesen Fächern nicht die besten Voraussetzungen mitbringst, kannst du dich natürlich trotzdem auf einen Ausbildungsplatz bewerben. Am wichtigsten bei diesem Beruf ist, dass du sorgfältig und genau arbeiten kannst, damit es zum Beispiel zu keinen Verzögerungen im Ablauf kommt und ein Schiff pünktlich auslaufen kann. Weitere Stärken, die sich Arbeitgeber von angehenden Schifffahrtskaufleuten wünschen, sind (Selbst-)Organisationsfähigkeit, analytische Fähigkeiten sowie Motivation für die Ausbildung.
Der Schifffahrtskaufmann ist ein kaufmännischer Beruf, sodass dein Arbeitsumfeld in der Regel ein Büro ist, also zum Beispiel in Schifffahrtsunternehmen. Schiffe legen zu jeder Tages- und Nachtzeit an, daher arbeitest du meistens im Schichtdienst mit den Kollegen. Da viele Unternehmen international tätig sind, hast du die Möglichkeit später im Ausland zu arbeiten.
Dein Arbeitsumfeld kann ganz unterschiedlich aussehen, je nachdem in welchem Ausbildungsbetrieb und in welchem Bereich du tätig bist. Bei Seehafenspeditionen kann es sein, dass du im Hafen arbeitest, d.h. im Freien oder in Lagerhäusern und daher auch der Witterung ausgesetzt bist. Hier ist das Tragen von Schutzkleidung Pflicht. Darüber hinaus kann es vorkommen, dass du dich an Bord von Schiffen aufhältst, um zum Beispiel wichtige Informationen mit dem Kapitän zu besprechen. Du solltest dir daher genau überlegen, welcher Ausbildungsbetrieb und welches spätere Arbeitsfeld am besten zu dir passen.
Wie viel verdient man als Schifffahrtskaufmann in der Ausbildung?
Als Schifffahrtskaufmann bzw. Schifffahrtskauffrau sind im Schnitt folgende Ausbildungsvergütungen derzeit möglich:
- im 1. Ausbildungsjahr: 925 Euro
- im 2. Ausbildungsjahr: 1.025 Euro
- im 3. Ausbildungsjahr: 1.121 Euro
Du möchtest gern mehr erfahren? Hier geht es zur Schifffahrtskaufmann Gehaltsseite.
Du bist gut geeignet für den Beruf Schifffahrtskaufmann bzw. Schifffahrtskauffrau, wenn
- du kontaktfreudig bist
- du immer den Überblick behältst
- du vor Verhandlungen nicht zurückschreckst
Du bist eher weniger geeignet, wenn
- du keine kaufmännischen Aufgaben übernehmen möchtest
- du unorganisiert bist
- du Probleme mit der englischen Sprache hast
Alles im grünen Bereich? Dann mach den Berufswahltest und finde heraus, zu wie viel Prozent diese Ausbildung tatsächlich zu dir passt. → Jetzt Eignung testen! Du bist dir schon sicher, dass es dein Traumberuf ist? Dann findest du hier freie Ausbildungsplätze ↓
Eine Tätigkeit im Bereich Kaufmännisches, Logistik, Transport & Verkehr kannst du dir gut vorstellen, aber du bist noch nicht sicher, welcher Beruf am besten zu dir passt? Dann schau dir noch folgende verwandte Berufe an:
Weiterbildung & Zukunftsaussichten
Nach Abschluss deiner Ausbildung hast du zahlreiche Fortbildungsmöglichkeiten, zum Beispiel durch eine Weiterbildung zum Betriebswirt für Verkehr oder Logistik bzw. zum Fachwirt für Güterverkehr & Logistik oder Logistiksysteme. Du könntest aber auch über ein anschließendes Studium nachdenken, zum Beispiel in den Bereichen Schiffs-, Reedereimanagement und Hafenwirtschaft, Verkehrsbetriebswirtschaft oder Logistik. Bei Weiterbildungen unterscheiden wir zwischen 3 verschiedenen Wegen:
- Anpassungsfortbildung,
- Aufstiegsfortbildung &
- Studium.
Bei Anpassungsfortbildungen geht es darum, dein Wissen aktuell zu halten, um Entwicklungen in den Bereichen Transportlogistik, Finanz- und Rechnungswesen, Reklamationen oder Zollabwicklung kennenzulernen.
Mit einer Aufstiegsfortbildung willst du Karriere machen, zum Beispiel durch eine Weiterbildung zum Fachwirt - Güterverkehr und Logistik, zum Betriebswirt - Logistik oder zum Fachwirt - Logistiksysteme. Aber auch ein Studium kannst du anschließen.
Passende Studiengänge für Schifffahrtskaufleute sind:
- Schiffs-, Reedereimanagement, Hafenwirtschaft
- Verkehrsbetriebswirtschaft
- Wirtschaftsingenieurwesen
- Betriebswirtschaftslehre
Das Thema Umweltschutz spielt in deinen täglichen Aufgaben als Schifffahrtskaufmann bzw. Schifffahrtskauffrau eine große Rolle. Denn bei all deinen Aufgaben und Tätigkeiten behältst du die Umwelt im Blick. Du planst deine Routen möglichst ressourcenschonend und achtest darauf, dass die Schiffe möglichst ausgelastet sind. Denn verfügt ein Schiff noch über Kapazitäten und verlässt dennoch den Hafen, reizt du nicht das gesamte Potenzial aus. Und deine Zukunft in der Schifffahrt? Die Schifffahrt ist eine Branche, die noch in vielen Jahrzehnten existiert. Auch wenn die Digitalisierung in diesem Bereich zunimmt, gibt es Aufgaben, die du weiterhin übernehmen musst. Dadurch sicherst du dir mit deiner Ausbildung in diesem Beruf gute Zukunftsaussichten. Zusätzlich kannst du deine Karrierechancen verbessern, indem du verschiedene Weiterbildungen absolvierst. Beispielsweise zum Betriebswirt für Verkehr oder Logistik beziehungsweise zum Fachwirt für Güterverkehr und Logistik oder Logistiksysteme.
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Weitere Infos
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