Sensitivity Reader
Ausbildung & Beruf
Puh, die Wortwahl in dem Buch, das vor dir liegt, ist ganz schön harter Tobak. In den meisten Fällen würdest du hier für eine Änderung oder Streichung einiger Begriffe plädieren, denn als Sensitivity Reader bist du auf die Darstellung von Rassismus in Texten spezialisiert. Doch in diesem autobiografischen Werk passt es so: Negative Erfahrungen und die Konfrontation mit Beleidigungen kannst du der Autorin nicht absprechen. Das gibst du so auch an den Verlag weiter.
Berufsbild Sensitivity Reader
Was macht ein Sensitivity Reader (m/w/d)?
Beim Sensitivity Reading geht es darum, Inhalte auf stereotype, stigmatisierende oder diskriminierende Darstellungen zu prüfen. Dabei kann es sich um Rassismus handeln, aber auch um den Umgang mit Sexualität, bestimmten Körpertypen, Behinderungen oder psychischen Krankheiten.
Sensitivity Reader haben ein besonderes Gespür für diese Art von Darstellungen und schätzen ein, ob es sich um möglicherweise beleidigende Inhalte handelt und machen Vorschläge für Änderungen. Das kann auch die Überarbeitung klassischer Werke beinhalten.
Wichtig ist aber, dass Sensitivity Reader niemandem seine Worte verbieten möchten, sondern schlicht sensibilisieren. Viele Autoren oder Filmschaffende freuen sich über die Anregungen, die sie erhalten, und können so eine diversere Lebensrealität abbilden.
Wie sieht der Berufsalltag als Sensitivity Reader aus?
Natürlich ist das Lesen ein wichtiger Aspekt im Beruf des Sensitivity Readers. Du musst aber auch mit dem Auftraggeber absprechen, in welchem Umfang du das Werk lesen und Anmerkungen verfassen sollst. Du machst Notizen direkt am Text, wenn die Passagen auffallen, die besonders von Vorurteilen behaftet sind, kannst aber auch eine Zusammenfassung abfassen oder ein Abschlussgespräch mit dem Kunden anbieten.
Wo arbeiten Sensitivity Reader?
Sensitivity Reader bieten ihre Dienste Autoren oder Verlagen an. Meist arbeiten sie in einem Büro, oft im Homeoffice. Hier ist der Computer ihr wichtigstes Arbeitsmittel, denn Manuskripte oder Drehbücher erhalten sie digital und können so Anmerkungen und Vorschläge machen.
Ausbildung zum Sensitivity Reader
Wie läuft die Ausbildung zum Sensitivity Reader ab?
Es gibt keine echte Ausbildung zum Sensitivity Reader, aber durchaus Workshops, Fortbildungen und Schulungen, an denen du teilnehmen kannst.
Was lernt man in der Ausbildung zum Sensitivity Reader (m/w/d)?
Die wichtigste Ausbildung als Sensitivity Reader ist dein eigenes Leben. Üblicherweise kannst du diesen Beruf nämlich nur dann ausüben, wenn du selbst schon Erfahrungen mit Diskriminierung machen musstest – wegen deiner Hautfarbe, Herkunft, Kultur, Religion, Behinderungen, Sexualität, Neurodiversität, etc. So konntest du lernen, worauf du sensibel reagierst.
In Workshops lernst du auch andere Formen der Diskriminierung kennen. Du lernst, wo der Unterschied zwischen Korrektorat, Lektorat und Sensitivity Reading liegt und oft auch, welches Honorar du erwarten kannst.
Es gibt also keinen bestimmten Ausbildungsberuf, um Sensitivity Reader zu werden. Aber gibt es dennoch Anforderungen, die du erfüllen solltest, um in diesem Bereich arbeiten zu können? Wir zeigen dir, mit welchen persönlichen Voraussetzungen deine Chancen gut stehen.
- Deutsch
- Englisch
- Wirtschaft/Mathe
- Gutes Gespür für Texte
- Kommunikationsstärke
- Sorgfältige und genaue Arbeitsweise
- Umfeld: Büro, Homeoffice
- Oftmals kein festes Einkommen
- Viel Lesen
Da es sich beim Sensitivity Reading um keinen staatlich geregelten Ausbildungsberuf handelt, gibt es keine formellen Voraussetzungen, um diesen Beruf auszuüben oder eine Ausbildung zu starten.
Sensitivity Reader werden üblicherweise Menschen, die selbst schon diskriminierende Erfahrungen machen mussten. Sie sind besonders sensibilisiert und können gut abschätzen, welche Begriffe und Verhaltensweisen in verschiedenen Situationen in Ordnung oder problematisch sind. Du solltest aber auch Empathie mitbringen und die Autoren oder Verlage nicht belehren wollen. Ein gutes Gespür für Kommunikation ist als Sensitivity Reader besonders wichtig.
Wie viel verdient ein Sensitivity Reader in der Ausbildung?
Wenn du dich zum Sensitivity Reader ausbilden lässt, bekommst du dafür kein Gehalt. Für echte Aufträge, die du während der Ausbildungszeit übernimmst, wirst du aber regulär bezahlt.
Sensitivity Reader könnte genau der richtige Beruf für dich sein, wenn du
- dich selbst mit einer betroffenen Personengruppe identifizierst
- empathisch und sensibel bist
- ein gutes Gefühl für Sprache mitbringst
- selbstständig und eigenverantwortlich arbeiten kannst
Ein anderer Beruf passt wahrscheinlich besser zu dir, wenn du
- stereotype Darstellungen unproblematisch findest
- dir keinen Bürojob vorstellen kannst
- keine Diskriminierungserfahrung mitbringst
- besserwisserisch bist und auf Änderungen beharrst
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Weiterbildung & Zukunftsaussichten
Und wie sieht die Zukunft für dich als Sensitivity Reader aus? Wir zeigen dir, welche Weiterbildungsmöglichkeiten du hast und wie die Zukunftsaussichten im Bereich Sensitivity Reading sind.
Sensitivity Reader sind meist auf einen bestimmten Bereich spezialisiert, in dem du dich stetig weiterbilden solltest. Gehörst du selbst zu einer Community, kannst du deine Erfahrungen für deine Arbeit nutzen. Doch auch Seminare oder ein literatur- oder medienwissenschaftliches Studium können dir bei deiner Tätigkeit helfen.
Der Beruf des Sensitivity Readers ist in Deutschland noch recht neu, während es sich in den USA schon um ein länger etabliertes Berufsbild handelt. Kritiker sprechen von „Zensur“, viele Autoren fühlen sich aber durch Sensitivity Reader gut beraten. Denn diese sehen Dinge, die Autoren selbst nicht bemerken und können so mehr authentischer Vielfalt herbeiführen, anstatt Stereotype zu bedienen.
Beliebte Berufe
Weitere Infos
Bildnachweis:
„Sensitivity Reader bei der Arbeit“ ©A. Frank/peopleimages.com - stock.adobe.com
„Sensitivity Reader arbeiten oft in Büros“ ©PETINOV SERGEY - stock.adobe.com
„Sensitivity Reader besprechen ein Werk“ ©pressmaster - stock.adobe.com
„Sensitivity Reader macht sich Notizen“ ©fizkes - stock.adobe.com
„Sensitivity Reader bespricht Text mit der Autorin“ ©Daniel Laflor/peopleimages.com