Steuerberater / Steuerberaterin
Ausbildung & Beruf
„Das stimmt doch hinten und vorne nicht“, denkst du dir beim Blick auf die Kontoauszüge. Du sitzt an der Steuererklärung für einen Mandanten – seine Rechnungen hast du auf einem Bildschirm, die Kontoauszüge siehst du auf dem anderen. Aber Rechnungssumme und Buchungsbetrag stimmen in den meisten Fällen nicht überein. Wurde Skonto gewährt? Liegt es an der Umsatzsteuer? Hier musst du mal genau nachfragen und greifst zum Telefon.
Berufsbild Steuerberater / Steuerberaterin
Was macht ein Steuerberater (m/w/d)?
Das deutsche Steuerrecht ist kompliziert und ist einem stetigen Wandel unterworfen. Als Steuerberater bzw. Steuerberaterin bist du immer up to date und verfügst über umfangreiches Wissen in Steuerangelegenheiten. So kannst du deine Klienten beraten und in steuerrechtlichen Angelegenheiten unterstützen. Für sie geht es teils um viel Geld, egal ob Privatperson oder Unternehmen.
Diese Aufgaben übernehmen Steuerberater unter anderem:
- Beratung bei Steuerfragen & Information über Neuerungen
- Erstellen von Steuererklärungen, Kostenrechnungen, Jahresabschlüssen & mehr
- Prüfung von Steuerbescheiden & weiteren Dokumenten
Ein Steuerberater nimmt bei Bedarf Kontakt mit dem Amt auf, etwa wenn es Rückfragen gibt oder Beschwerde gegen den Steuerbescheid eingelegt werden soll. Er kann aber auch eine Art Unternehmensberater sein, wenn er Firmen mithilfe seiner fundierten betriebswirtschaftlichen Kenntnisse berät.
Wie sieht der Berufsalltag von Steuerberatern aus?
Dein Tag als Steuerberater bzw. als Steuerberaterin beginnt meist im Büro – vielleicht stehen aber auch schon Auswärtstermine mit Mandanten an? Neben den ständig anfallenden Aufgaben musst du dich auch darum kümmern, auf dem neuesten Stand zu bleiben: Fortbildungen sind für Steuerberater ebenfalls Alltag.
Du bist aber mitnichten den Großteil des Tages mit Bildschirmarbeit befasst: Kommunikation ist für Steuerberater immens wichtig. Sie müssen mit dem Finanzamt in Kontakt treten, bekommen Anrufe von Mandanten oder haben feste Termine. Oft sind sie auf bestimmte Themen spezialisiert und arbeiten mit einem Team aus Steuerfachangestellten, damit die Arbeitslast zu stemmen ist.
Steuerberater haben einen durchaus stressigen Job, der aber gut bezahlt wird. Vielen gefallen die Verantwortung und die abwechslungsreichen Tätigkeitsfelder.
Wo arbeitet ein Steuerberater?
Das Arbeitsumfeld eines Steuerberaters ist in der Regel das Büro. Er kann in Festanstellung oder als Selbständiger arbeiten. Angestellt werden Steuerberater meist in großen Steuer- oder Wirtschaftskanzleien. Möchtest du hingegen lieber frei arbeiten, kannst du dein eigenes Unternehmen gründen oder dich mit einem anderen Steuerberater, einem Rechtsanwalt, Notar, etc. zusammentun.
Du bist als Steuerberater nicht nur in deinen eigenen Büroräumen tätig, sondern auch bei deinen Mandanten. Je nach Tätigkeitsschwerpunkt kann man dich möglicherweise auch bei Finanzbehörden oder vor Gericht sehen.
Deine Arbeitszeiten sind oft nicht klar geregelt. Dienstreisen, Abend- und Wochenendarbeit sind bei einigen Kanzleien völlig normal. Außerdem ist zweimal im Jahr besonders viel los: Dann nämlich, wenn die Einreichungsfristen ablaufen. Für Privatleute gibt es hier andere Fristen als für Unternehmen – so ist immer etwas zu tun.
Für alle, die lieber Videos als Texte konsumieren, haben wir in unserem YouTube-Video einmal zusammengefasst, wie du Steuerberater wirst, was man als Steuerberaterin macht und wie viel Geld du verdienst. --> Berufe2Go, Film ab!
Veröffentlicht am: 11.10.2023
Ausbildung zum Steuerberater / zur Steuerberaterin
Wie kann man Steuerberater werden?
Steuerberater ist genau genommen keine Ausbildung, sondern eine Weiterbildung. Um Steuerberater werden zu können, musst du entweder eine Ausbildung oder ein Studium abgeschlossen haben. Dazu kommt einschlägige Berufserfahrung – erst dann wirst du zur Steuerberater-Prüfung zugelassen und darfst dich (nach Bestehen) Steuerberater nennen.
Diese Varianten der Grundausbildung werden zugelassen:
- Ausbildung zum Steuerfachangestellten + 8 Jahre Berufserfahrung
- Ausbildung zum Steuerfachangestellten + Weiterbildung zum Steuerfachwirt oder Bilanzbuchhalter + 6 Jahre Berufserfahrung
- (Duales) Studium, z. B. BWL, Steuerwesen oder Jura, als Bachelor (B.A.) + 3 Jahre Berufserfahrung
- (Duales) Studium, z. B. BWL, Steuerwesen oder Jura, als Master (M.A.) + 2 Jahre Berufserfahrung
Um nach der bestandenen Prüfung als Steuerberater arbeiten zu dürfen, muss du zunächst die sogenannte Bestellung als Steuerberater beantragen. Das ist in der Regel nur ein formaler Prozess. Bevor du aber viel Zeit und Geld in die Steuerberaterprüfung investierst, solltest du sichergehen, dass du die folgenden Voraussetzungen dafür erfüllst:
- Keine Vorstrafen
- Festen Wohnsitz
- Geordnete Vermögensverhältnisse
Um zur Steuerberater-Prüfung zugelassen zu werden, musst du keine Kurse belegen – sobald du genügend Berufserfahrung gesammelt hast, kannst du dich anmelden. Die Prüfung zum Steuerberater findet jedes Jahr im Oktober statt und besteht aus einem schriftlichen und einem mündlichen Teil. Aufgrund der hohen Durchfallquoten ist sie gefürchtet und berüchtigt.
Inhalte der Prüfung
Es wird empfohlen, etwa 1,5 bis 2 Jahre vor Ablegen der Prüfung mit dem Lernen zu beginnen. Es gibt aber natürlich wichtige Themen, auf die du dich im Rahmen von Fortbildungen oder im Selbststudium vorbereiten kannst. Zum Bestehen sind Kurse fast schon notwendig. Prinzipiell solltest du dich aber auch darauf vorbereiten, dass du über viele Monate hinweg deine Freizeit nur mit Lernen verbringen wirst und alles andere, auch deine Familie und Freunde, für diese Zeit vernachlässigen musst.
In den schriftlichen und mündlichen Prüfungen können diese Themen abgefragt werden:
- Verfahrensrecht
- Umsatzsteuer
- Erbschaftssteuer
- Bewertungsrecht
- Einkommenssteuer
- Körperschaftssteuer
- Gewerbesteuer
- Außensteuer
- Interne Steuer
- Buchführung
- Bilanzwesen
- Umwandlungssteuerrecht
Kosten für die Weiterbildung zum Steuerberater
Willst du Steuerberater werden, können inklusive Kursgebühren und Anmelde- sowie Prüfungsgebühr 10.000 bis 15.000 Euro zusammenkommen – auf Anmeldung und Prüfung entfallen etwa 1.000 davon. Das ist nicht günstig, motiviert aber natürlich auch. Außerdem wartet auf dem Bestehen ein hoher Gehaltssprung auf dich.
Keine leichte Prüfung
So hoch waren die Durchfallquoten in der Steuerberatungsprüfung laut der Bundessteuerberaterkammer in den letzten Jahren:
- 2023: 54,9 Prozent
- 2022: 41,6 Prozent
- 2021: 51,6 Prozent
- 2020: 42,8 Prozent
- 2019: 42,5 Prozent
- 2018: 49,5 Prozent
- 2017: 58,4 Prozent
- 2016: 53,9 Prozent
- 2015: 48,6 Prozent
Lass dich aber von diesen Zahlen nicht entmutigen – jeder, der motiviert ist, kann es schaffen! Wenn du Steuerberater werden willst, musst du hartnäckig bleiben und dich wirklich für die Prüfung einsetzen. Das Gefühl, wenn du sie bestanden hast, ist dann sicher unbeschreiblich. Außerdem wirst du belohnt mit hervorragenden Berufsaussichten, vielen Weiterbildungsmöglichkeiten und einem Einstiegsgehalt von bis zu 5.300 Euro brutto.
- Mathe
- Wirtschaft
- Deutsch
- Analytische Fähigkeiten
- Durchhaltevermögen
- Sorgfalt & Genauigkeit
- Umfeld: Büro
- Feste Zeiten
- Dienstreisen nur in Ausnahmefällen
Gute Noten in Mathe und Wirtschaft bereiten dich perfekt auf die Arbeit als Steuerberater vor. Sie sind grundlegend für die Arbeit mit Zahlen und wirtschaftlichen Zusammenhängen. Aber auch gute Leistungen in Deutsch können hilfreich sein, um Texte aus dem Steuerrecht zu erfassen und zu lernen. Nur mit Durchhaltevermögen schaffst du es auch tatsächlich, die harte Prüfung zu bestehen und Steuerberater zu werden. Mit analytischen Fähigkeiten setzt du das Steuerrecht gekonnt ein, und durch sorgfältiges und genaues Arbeiten unterläuft dir kein Fehler. Als Steuerberater arbeitest du in der Regel zu festen Zeiten in einem Büro. Dienstreisen kommen nur selten vor.
Welche Fähigkeiten braucht ein Steuerberater?
Als Steuerberaterin solltest du Freude an der Arbeit mit Zahlen haben und über ein gutes Verständnis von wirtschaftlichen Zusammenhängen verfügen. Nur so kannst du sicher sein, dass deine Berechnungen oder die Auslegung einer Steuerfrage korrekt sind. Da es für deine Kunden um viel Geld gehen kann, ist gründliches Arbeiten als Steuerberater selbstverständlich. Mit Stressresistenz und Zuverlässigkeit schaffst du es stets, alle Fristen einzuhalten. Da du aber auch Dienstleister bist, gehört ein freundlicher und serviceorientierter Umgang mit Kunden zu deiner Arbeitsweise. Nicht zuletzt sind Loyalität und Verschwiegenheit wichtige Voraussetzungen für Steuerberater, denn kein Kunde möchte, dass du überall von seiner finanziellen Situation erzählst.
Die wichtigsten Voraussetzungen für Steuerberater sind aber Disziplin und Hartnäckigkeit. Denn nur mit diesen Punkten kannst du die gefürchtete Steuerberaterprüfung bestehen und tatsächlich in diesem Beruf arbeiten.
Wie viel verdient man als Steuerberater in der Ausbildung?
In der Ausbildung zum Steuerfachangestellten kannst du mit folgenden Ausbildungsvergütungen rechnen:
- im 1. Ausbildungsjahr: 750 Euro
- im 2. Ausbildungsjahr: 850 Euro
- im 3. Ausbildungsjahr: 950 Euro
Du möchtest mehr über das Steuerberater Gehalt erfahren? Hier geht es zur Gehaltsseite.
Der Beruf Steuerberater passt zu dir, wenn
- du wirtschaftliche Zusammenhänge verstehst
- du Durchhaltevermögen hast
- du Sorgfalt und Präzision liebst
- du dich gut organisieren kannst
Steuerberater ist nicht der ideale Beruf für dich, wenn
- du kein Interesse an Mathe & Wirtschaft hast
- du keinen Bürojob ausüben willst
- du Steuern langweilig findest
- du nicht gerne kommunizierst
Alles im grünen Bereich? Dann mach den Berufswahltest und finde heraus, zu wie viel Prozent diese Ausbildung tatsächlich zu dir passt. → Jetzt Eignung testen! Du bist dir schon sicher, dass es dein Traumberuf ist? Dann findest du hier freie Ausbildungsplätze ↓
Eine Tätigkeit im Bereich Kaufmännisches, Handel und Vertrieb kannst du dir gut vorstellen, aber du bist noch nicht sicher, welcher Beruf am besten zu dir passt? Dann schau dir noch folgende verwandte Berufe an:
Weiterbildung & Zukunftsaussichten
Bei Weiterbildungen unterscheiden wir zwischen 3 verschiedenen Wegen:
- Anpassungsfortbildung,
- Aufstiegsfortbildung &
- Studium.
Bei Anpassungsfortbildungen geht es darum, dein Wissen aktuell zu halten, um beispielsweise neue Entwicklungen in Bereichen wie Steuern und Wirtschaftsprüfung, Steuerrecht, Buchführung und Bilanz und Unternehmensberatung kennenzulernen.
Mit einer Aufstiegsfortbildung willst du Karriere machen. Hierfür kannst du ein Studium im Bereich Steuern oder Prüfungswesen oder eine Weiterbildung zum Wirtschaftsprüfer anschließen.
Weitere passende Studiengänge sind:
- Wirtschaftsrecht
- Betriebswirtschaftslehre (BWL)
- Business Administration
- Wirtschaftswissenschaften
Steuerberater stehen aktuell vor zahlreichen Herausforderungen, die Digitalisierung ist vielleicht die gravierendste davon. Online-Steuerprogramme werden beliebter, trotzdem muss alles seine Richtigkeit haben. Aktenberge haben möglicherweise bald ausgedient? Als Steuerberater kannst du dazu beitragen, papierlos zu arbeiten und so Ressourcen zu schonen. Praktischer für deine Mandanten ist es häufig sowieso – wenn auch in Ämtern und Behörden noch nicht durchgehend angekommen.
Als Steuerberater kannst du dich spezialisieren oder beispielsweise in einer Kanzlei zum Partner aufsteigen. Du kannst dich auch für einen Werdegang als Wirtschaftsprüfer entscheiden, dein Steuerwissen kann auf die Prüfung angerechnet werden und somit das Examen verkürzen.
Beliebte Berufe
Weitere Infos
Bildnachweis: "Steuerberaterin am Schreibtisch" © Andrey Popov - stock.adobe.com; „Mandanten beraten" ©Rido - stock.adobe.com; „Beim Erstellen der Steuererklärung unterstützen" ©Proxima Studio - stock.adobe.com; „Steuerberater erstellt Steuererklärung" ©bnenin - stock.adobe.com; „Steuerberater schlägt Sachverhalt im Gesetz nach" ©Kzenon - stock.adobe.com; „Arbeit mit dem Gesetz" ©jayrb - stock.adobe.com