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Systemrelevante Berufe

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Systemrelevante Berufe

Es ist dir bestimmt schon in den Nachrichten, im Fernsehen oder deinem Instagram-Feed aufgefallen: Überall wird von systemrelevanten Berufen gesprochen. Doch was sind systemrelevante Berufe überhaupt? Und lohnt es sich, jetzt in einem systemrelevanten Beruf eine Ausbildung zu machen?

Was bedeutet systemrelevant?

Systemrelevante Berufe umfassen die Tätigkeiten, die notwendig sind, um unsere Gesellschaft grundlegend am Laufen zu halten. Damit wir, auch in Ausnahmesituationen wie der Corona-Krise, weitestgehend normal und sicher weiterleben können, muss vor allem unsere Grundversorgung sichergestellt sein. Stell dir vor, alle Menschen in Deutschland würden jetzt zuhause bleiben und niemand würde mehr arbeiten gehen. Wie sähe dein Leben dann aus?

Lebensmittel würden nicht mehr geerntet oder produziert werden. Auf den Straßen wären keine LKWs mit Lieferungen unterwegs und auch die Supermärkte würden geschlossen bleiben. Zuhause hättest du wahrscheinlich keinen Strom und kein Wasser mehr. Aber auch das Abwasser würde nicht funktionieren und der Müll nicht abgeholt werden. Besonders schlimm würde sich die Situation in Krankenhäusern oder anderen Einrichtungen, wie Altenheimen, zeigen: Kein medizinisches Personal wie Ärzte oder Pflegekräfte wären da, um die Patienten zu versorgen, und auch kein Rettungsdienst, der in Notfällen hilft. Doch auch selbst kannst du dich nicht medizinisch versorgen, denn die Apotheke ist ebenfalls geschlossen. Auf den leeren Straßen siehst du ebenso keine Polizei oder Feuerwehr, die für deine Sicherheit sorgen.

Du siehst, alle diese Berufsgruppen, die in unserem Beispiel einfach mal Pause machen, sind extrem wichtig für die Aufrechterhaltung unserer Gesellschaft und unseres „Systems“. Daher nennt man sie systemrelevant. Jede Person, die in einem systemrelevanten Beruf arbeitet, trägt aktiv durch ihre tägliche Leistung dazu bei, dass unsere Gesellschaft von der Pike auf funktionsfähig ist und weiterhin geregelt fortbestehen kann. Das sichert uns so auch unsere Grundrechte und gibt uns Komfort und Sicherheit.

Welche Berufe gelten als systemrelevant? Eine Liste

Für viele Menschen ist es aktuell wichtig zu erfahren, ob ihre Berufe offiziell als systemrelevant gelten. Denn wenn sie weiterhin arbeiten müssen oder möchten, aber Kinder haben, sind sie in Zeiten des Coronavirus auf eine Notbetreuung des Nachwuchses in einer Kita angewiesen. Diese ist im Falle eines Lockdowns nur möglich, wenn die Eltern in einem systemrelevanten Beruf arbeiten. Jedes Bundesland kann allerdings selbst festlegen, welche Berufsgruppen als systemrelevant gelten.

In dieser Liste findest du die Branchen, die in Nordrhein-Westfalen (NRW) als systemrelevant gelten:

  • Energie, Wasserzufuhr & -entsorgung
  • Ernährung
  • Informationstechnik und Telekommunikation
  • Gesundheit
  • Finanz- und Wirtschaftswesen
  • Transport & Verkehr
  • Medien
  • Staatliche Verwaltung
  • Betreuung

Energie, Wasserzufuhr & -entsorgung

Ernährung

Informationstechnik und Telekommunikation

Gesundheit

Finanz- und Wirtschaftswesen

Transport & Verkehr

Medien

Staatliche Verwaltung

Betreuung

Sollte ich mich jetzt für einen systemrelevanten Beruf bewerben?

Grundsätzlich: Ja, klar! Vorausgesetzt, du bist wirklich interessiert daran und kannst dir vorstellen, in diesem Beruf zu arbeiten. Denn auch, wenn systemrelevante Berufe aktuell in der Coronakrise besonders gefragt sind, gilt bei der Berufswahl nach wie vor: Richte dich nach deinen persönlichen Talenten und Interessen. Jetzt eine Ausbildung in einem Beruf zu beginnen, der zwar wichtig ist, dich persönlich jedoch gar nicht interessiert oder nicht deinen Fähigkeiten entspricht, wird dich langfristig nicht glücklich machen. Wenn du nicht genau weißt, wo deine Stärken liegen und welcher Beruf zu dir passt, hilft dir unser Berufswahltest weiter.

Stimmt es, dass man in systemrelevanten Berufen weniger verdient?

Leider ist es nach wie vor so, dass viele systemrelevante Berufe schlechter vergütet werden als andere Tätigkeiten. Studien zufolge werden sogar 90 Prozent der Beschäftigten in diesen Berufsgruppen unterdurchschnittlich bezahlt, oft verdienen sie nur den Mindestlohn von 9,35 Euro/Stunde (DIW-Studie, Stand 2020). Woran das liegt? Eine glasklare Erklärung dafür lässt sich leider nicht finden. Viele dieser Tätigkeiten werden im Alltag jedoch als eine Art selbstverständliche Servicetätigkeit oder als „einfach“ hingenommen. Außerdem benötigt man für viele systemrelevante Berufe kein Abitur oder Studium, wodurch oft davon ausgegangen wird, dass Mitarbeiter in diesen Berufsfeldern automatisch schlechter qualifiziert sind. Das ist natürlich Unsinn!

Viele Ausbildungsberufe sind besonders anspruchsvoll

Gerade in den systemrelevanten Berufen ist die Arbeit oft sehr fordernd und kann körperlich oder psychisch anstrengend sein. Hinzu kommen lange Arbeitszeiten oder Wochenend- und Schichtarbeit. Die Ausbildung ist oft sehr intensiv und anspruchsvoll und daher nicht weniger wert als ein Studium.

Viele Beschäftigte in systemrelevanten Berufen wünschen sich, dass unsere Gesellschaft umdenkt und den großen persönlichen Einsatz sowie das Fachwissen sieht, das hinter ihrer Arbeit steht. Während der Corona-Krise wächst auf jeden Fall der Respekt gegenüber bestimmten Berufsgruppen, etwa im Einzelhandel oder in der Pflege. Wir hoffen, dass sich diese Begeisterung gegenüber allen systemrelevanten Berufsgruppen auch nach Corona hält – und sich bald auch in einer besseren Bezahlung zeigt.

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