Fragen beim Vorstellungsgespräch
Fachlich scheinst du dich als Bewerber für die Ausbildung zu eignen. Im Vorstellungsgespräch geht es nun darum, herauszufinden, ob du auch als Person zum Unternehmen und umgekehrt das Unternehmen zu dir passt.
Tipp: Sei so natürlich und authentisch wie möglich! Auswendig gelernte Antworten verraten nichts über dich, sondern nur etwas über den Ratgeber, den du gelesen hast.
Die ersten Fragen vom Personaler kommen dir vielleicht gar nicht so wichtig vor, trotzdem gehören sie schon zum Vorstellungsgespräch. Solche Smalltalk-Fragen könnten zum Beispiel Folgende sein:
- „Hallo, wie geht es Ihnen?“
- „Haben Sie gut hierher gefunden?“
- „Möchten Sie etwas trinken?“
Zu diesem Zeitpunkt im Gespräch kannst du noch nichts falsch machen und ganz ehrlich antworten. Die Frage nach einem Getränk kannst du gerne bejahen, denn ein Glas Wasser – am besten still – ist immer gut gegen einen trockenen Hals oder bei einem plötzlichen Hustenanfall.
Der Personalverantwortliche möchte als nächstes sehen, ob du dich mit dem Unternehmen und der Ausbildung auseinandergesetzt hast. Du solltest auf folgende Fragen vorbereitet sein:
- „Was wissen Sie schon über unser Unternehmen?“
- „Wie und wo haben Sie sich über unser Unternehmen informiert?“
- „Wissen Sie, welche Produkte wir verkaufen?“
Tipp für die Antworten: Auf solche Fragen im Bewerbungsgespräch kannst du dich gut vorbereiten, denn ein Bewerber sollte schon wissen, bei welchem Unternehmen er sich bewirbt.
In den Unternehmenspräsentationen der Ausbildungsbetriebe bei Azubiyo siehst du auf einen Blick, was die Firma auszeichnet, welche Berufe sie ausbildet, wie viele Mitarbeiter sie hat und wer dein Ansprechpartner ist. Oft ist auch ein Link direkt zur Firmenhomepage angegeben. Auf der Firmenhomepage schaust du am besten bei „Über uns“, „Firmenportrait“ oder „Über [Firmenname]“.
Nutze ebenso die Erfahrungen von anderen Azubis! Lies dir Erfahrungsberichte durch oder schau dir Videos von Azubis an, die entweder den Beruf lernen, der dich interessiert, oder in der Firma arbeiten, bei der du dein Vorstellungsgespräch hast.
Als Letztes solltest du einfach mal nach der Firma googeln oder Berichte in der Tages- oder Fachzeitung lesen. Denn es wäre unangenehm, wenn du die letzte Auszeichnung der Firma nicht mitbekommen hast und im Vorstellungsgespräch danach gefragt wirst.
Neben Fragen übers Unternehmen stellt dir der Personaler vielleicht auch Fragen zur angestrebten Ausbildungsstelle bzw. dem Job. Das könnten zum Beispiel diese hier sein:
- „Warum möchten Sie diesen Beruf bei uns erlernen?“
- „Wie stellen Sie sich einen typischen Tag in diesem Job vor?“
- „Haben Sie ein Problem damit, den ganzen Tag vor dem Computer/im Freien zu arbeiten?“
Auch Antworten hierauf kannst du gut vorbereiten. Schau dir am besten die Ausschreibung der Stelle noch einmal ganz genau an. Meist steht dort, wie die Ausbildung aufgebaut ist, was deine Aufgaben sein werden und was du für den Ausbildungsplatz mitbringen musst.
Du stehst zwar erst am Anfang deiner Karriere, aber damit der Personaler deine Eignung für die Ausbildungsstelle etwas besser einschätzen kann, wird er im Gespräch mehr über deine schulische Laufbahn wissen wollen. Im Zuge dessen kann er sich auch ein besseres Bild über deine Interessen und deine Motivation machen.
- „Was sind Ihre Lieblingsfächer in der Schule und warum?“
- „Sie haben eine 3 in Mathematik, in der Ausbildung haben Sie allerdings mit Zahlen zu tun. Denken Sie, dass diese Ausbildung für Sie die richtige ist?“
- „Warum wollen Sie nicht studieren?“
Tipps zur Antwort:
- Es ist immer hilfreich, wenn du deine Lieblingsfächer mit den geforderten Fähigkeiten für deine Ausbildung verbinden kannst.
- Hast du in einem wichtigen Fach schlechtere Noten, kannst du erklären, dass du trotzdem sehr lernwillig und motiviert bist und die theoretischen Inhalte im praktischen Kontext sicher viel besser verstehst als im Unterricht.
- Dass du nicht studieren möchtest, ist überhaupt nicht schlimm. Sage, dass du nicht weiter die Schulbank drücken, sondern lieber das Erlernte in der Praxis anwenden möchtest. Du kannst dir natürlich auch die Möglichkeit offenhalten, später noch ein Studium anzufangen.
Regel Nr. 1 im Bewerbungsgespräch: Sei ehrlich und authentisch! Es bringt nichts, wenn sich Bewerber verstellen oder gar lügen. Wenn nun mal Sport und Musik deine Lieblingsfächer waren, dann sag das auch. Auch wenn Wirtschaft und Englisch toll klingen, unter Umständen fragt dich der Personaler im Vorstellungsgespräch etwas auf englisch. Wenn Englisch dann doch nicht deine Stärke ist, könnte das Gespräch dann in eine eher unangenehme Richtung laufen. Antworte also wahrheitsgemäß.
Da du noch keine Jobs hattest, sind Praktika und Ferienjobs die einzigen Praxiserfahrungen, nach denen sich dein potenzieller neuer Arbeitgeber erkundigen kann. Deshalb wirst du zum Beispiel Folgendes gefragt:
- „Haben Sie neben der Schule oder in den Ferien gearbeitet?“
- „Sie haben ein Praktikum bei XY gemacht. Was hat Ihnen dort am besten gefallen?“
- „Welche praktische Tätigkeit hat Ihnen bisher gar nicht gefallen und wieso?“
Tipps zur Antwort: Falls du noch keine Praktika absolviert hast, kannst du an dieser Stelle aber trotzdem kleine Tätigkeiten wie Babysitten, deine Mitgliedschaft in einem Verein oder Arbeitsgemeinschaften in der Schule nennen. Damit kannst du zeigen, dass du dich engagierst und im Team arbeiten kannst.
Persönliche Fragen werden dir auch im Vorstellungsgespräch gestellt. Damit wollen Personaler mehr über dich als Bewerber und zu deinen persönlichen Lebensumständen erfahren. Zu folgenden Themen wirst du vielleicht befragt: deine Person, deinen Interessen, deinen Stärken und Schwächen sowie deinen Hobbys und Interessen.
Ganz konkret könnten die Fragen im Bewerbungsgespräch dann so lauten:
- „Wie würden Ihre Freunde Sie beschreiben?“
- „Welche Eigenschaften schätzen Ihre Mitschüler besonders an Ihnen?“
- „Was machen Sie in Ihrer Freizeit?“
- „Was sagen Ihre Eltern und Freunde zu Ihrer Berufswahl?“
- „Welcher ist Ihr Traum-Job?“
- „Wie stellen Sie sich Ihre Zukunft vor?“
- „Welche Voraussetzungen bringen Sie Ihrer Meinung nach für die Ausbildung mit?“
- „Weshalb sind Sie besser für die Stelle geeignet als die anderen Bewerber?“
- „Wenn Sie eine Eigenschaft an sich ändern können, welche wäre es und wieso?“
„Wieso sollten wir sie einstellen?“ Diese Frage ist eine der gefürchtetsten, doch dabei kannst du dich darauf eigentlich gut vorbereiten. Falls du dir nicht sicher bist, worin du gut bist und was du auf diese Frage antworten sollst, kommen hier ein paar Beispiele für Stärken im Vorstellungsgespräch:
- Offenheit
- Kommunikationsstärke
- Ehrgeiz
- Verantwortungsbewusstsein
- Lernbereitschaft
- Teamfähigkeit
- Eigeninitiative
Wichtig ist, dass du deine Stärken immer mit einem Beispiel belegst. Willst du also zeigen, dass du ein guter Teamplayer bist, kannst du deine langjährige Mitgliedschaft im Fußballverein anführen.
Tipp: Hast du in deinem Azubiyo-Profil bereits den Stärkentest gemacht, kannst du bei der Frage „Wo liegen Ihre Stärken und Schwächen?“ sowieso punkten.
Die Frage nach den Schwächen ist nicht ganz so leicht zu beantworten. Versuche hier nicht, eine vermeintliche Stärke wie „Detailverliebtheit“ in eine Schwäche zu verwandeln. Unser Tipp: Nenne eine echte Schwäche, zum Beispiel deine Nervosität bei Vorträgen, aber erkläre auch gleich, wie du bereits an dieser Schwäche arbeitest.
Achtung: Bei der einen oder anderen Frage kannst du ins Fettnäpfchen treten – und auch verbotene Fragen gibt es. Einige Fragen dürfen dir nach dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG) nicht gestellt werden, du musst also darauf nicht antworten. Unerlaubte Fragen sind solche zu deiner Person, deiner sexuellen Orientierung, deiner religiösen Zugehörigkeit oder einer Mitgliedschaft in einer Partei.
Welche Fragen im Vorstellungsgespräch sind unzulässig?
- „Sind Sie schwanger oder planen Sie in der nächsten Zeit eine Familie zu gründen?“
- „Welcher Partei gehören Sie an?“
- „Wie sind Ihre finanziellen Verhältnisse?“
- „Haben Sie eine Krankheit oder Schwerbehinderung?“
- „Haben Sie Vorstrafen?“ (außer du bist dadurch ungeeignet für einige Jobs)
Bei einer unzulässigen Frage im Vorstellungsgespräch bist du nicht zur wahrheitsgemäßen Beantwortung verpflichtet. Aber lügen solltest du am besten trotzdem nicht. Eine gute Antwort wäre eine Gegenfrage wie: „Ist diese Information wichtig für diese Ausbildung?“
Nur in absoluten Ausnahmen besteht bei einer so persönlichen Frage ein berechtigtes Interesse des Arbeitgebers und dann hast du als Bewerber sogar eine Offenbarungspflicht. Ein Beispiel hierfür wäre die Frage nach einer hoch ansteckenden Krankheit oder einer Behinderung, wegen der du die vertraglich vereinbarten Leistungen für deinen Job nicht erbringen kannst.
Manchmal sollst du im Vorstellungsgespräch auf die Probe gestellt werden, dann werden dir Brainteaser, Fang- oder Stressfragen gestellt. Hier gibt es oft keine korrekte Antwort, es soll lediglich deine Schlagfertigkeit oder Reaktion auf die Frage getestet werden. Die könnte zum Beispiel so lauten.
- „Wie schwer ist New York?“
- „Wie viele Bücher gibt es in Wien?“
- „Welche Superkraft würden Sie gerne haben?“
- „Wieso waren Ihre bisherigen Bewerbungen erfolglos?“
- „Wann haben Sie das letzte Mal die Regeln gebrochen und warum?“
- „Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?“
Tipp: Einmal tief durchatmen und noch mal über deine Antwort nachdenken. Auf einen Brainteaser oder eine Fangfrage darfst du ruhig humorvoll oder kreativ antworten. Auf die Frage „Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?“ solltest du allerdings eine realistische Antwort geben.
Bei (fast) jedem Bewerbungsgespräch fragt dein Gegenüber: „Haben Sie noch eine Frage?“ Hier bitte nicht mit „Nein“ antworten, weil du froh bist, es endlich zum Ende geschafft zu haben.
Welche Fragen kann ich beim Vorstellungsgespräch stellen?
Ist dir während deiner Recherche bereits die eine oder andere Frage zur Ausbildung oder zum Unternehmen gekommen, dann kannst du sie im Vorstellungsgespräch stellen. Das signalisiert dem Arbeitgeber dein Interesse an der Ausbildung.
Wenn dir gar nichts einfallen sollte, frag, wie viele Azubis das Unternehmen in diesem Jahr einstellen möchte.
Noch geschickter wäre eine „kluge“ Frage, direkt bezogen auf das Unternehmen. Ein Beispiel ist „Ich habe gelesen, dass Sie eine neue Filiale in der Mustermanngasse eröffnet haben. Wird das Unternehmen dieses Jahr noch weitere Standorte ausbauen?“
Ansonsten könntest du folgende Fragen stellen:
- „Wie sehen die Übernahmechancen nach der Ausbildung aus?“
- „In welchen Abteilungen werde ich eingesetzt?“ (Falls das nicht bereits im Gespräch beantwortet wurde.)
- „Wie groß ist das Team, in dem ich arbeiten werde?"
- „Wann darf ich mit einer Entscheidung rechnen?“
Wie viele Fragen sollte ich im Vorstellungsgespräch stellen?
Mit einer konkreten Frage zum Unternehmen oder zur Ausbildung bzw. zum Job zeigst du Interesse, aber zu viele sollten es auch nicht sein. Meist folgt eh noch ein weiteres Gespräch vor deiner Einstellung, in der du die restlichen Details mit der Personalabteilung klären kannst. Ideal wären 2 bis 3 eigene Fragen im Bewerbungsgespräch.
Die eine oder andere Frage solltest du dir allerdings verkneifen, weil sie im Vorstellungsgespräch noch nicht angebracht ist. Dazu gehört zum Beispiel:
- „Bekomme ich in der Probezeit Urlaub?“
- „Wie viel Weihnachtsgeld/Urlaubsgeld gibt es?“
- „Kann ich jetzt gehen?“
- „Hatten sie nicht letztens einen Skandal im Unternehmen?“
- „Wie viele Fehltage darf ich in der Berufsschule haben?“
Tipp: Weitere typische Fragen findest du im Download-Bereich!
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Bildnachweis: „Junge Menschen warten auf ihr Vorstellungsgespräch“ © CHRIS JOUBERT – stock.adobe.com